Das Gespräch mit dem Chef der SPD-Bundestagsfraktion war einer der Höhepunkte des diesjährigen Planspiels Zukunftsdialog der SPD-Fraktion. Planspiel bedeutet, dass sich Jugendliche zwischen 16 und 20 Jahren aus den Wahlkreisen in ganz Deutschland über ihre dortigen Abgeordneten bewerben , drei Tage lang an einem Simulationsspiel im Bundestag in Berlin teilzunehmen. Dort wird dann die Arbeit der Abgeordneten in einer Fraktion lebensecht nachgestellt. Das bedeutet, die Jugendlichen wählen aus ihren Reihen einen oder eine Fraktionsvorsitzende(n), einen Vorstand, bilden Arbeitsgruppen und erarbeiten dort Anträge, die zum Schluss in einer Fraktionssitzung der Planspieler vorgestellt und beschlossen werden. Außerdem können die Jugendlichen in die „echten“ Arbeitsgruppen gehen und ihre Anträge den „echten“ MdBs vorstellen und dort diskutieren. Die SPD-Bundestagsfraktion veranstaltete zum dritten Mal ein solches Planspiel - übrigens als einzige Fraktion im Bundestag.

Am vergangenen Sonntag reisten also 93 Nachwuchspolitikerinnen und -politiker an, um Politik zu gestalten. Los ging es mit der konstituierenden Fraktionssitzung. Im Fraktionssaal der SPD-Bundestagsfraktion begrüßte sie die Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion Christine Lambrecht. Sie berichtete vom Parlamentsalltag und den Abläufen in Sitzungswochen.

Anschließend wählten die Planspielabgeordneten ihren Fraktionsvorstand. Vorsitzender wurde mit deutlicher Mehrheit Marcel Müller (20) aus Stockelsdorf in Ostholstein. In den Vorstand wählten die Planspieler Lukas Eckl, Sarah Timmann, Anthony Karasu und Lisa Marie Behncke.

Zudem gab es ein Redaktionsteam bestehend aus fünf Nachwuchsjournalisten (aus den Reihen der Planspieler), die eine Planspielzeitung erstellten und in verschiedenen Artikeln über das Planspiel berichteten, darunter Interviews, Kommentare und Reportagen. Mitarbeiter aus der "echten" Fraktion und ein Redakteur der Hauptstadtpresse erzählten aus ihrem Arbeitsalltag.

Ein großes Thema während des gesamten Planspiels war die Frauenquote, die zwar viele Teilnehmer befürworteten, aber viele auch ablehnten. Überhaupt waren die drei Tage geprägt durch Debatten über aktuelle Themen, etwa die Asylpolitik.

Nach ihrer Gründungssitzung teilten sich die Planspielabgeordneten in Arbeitsgruppen auf, und zwar Arbeit und Soziales, Bildung und Forschung, Familie und Frauen sowie Digitale Agenda.

Den Sonntag und Montag über erarbeiteten sie dort dann unter engagierten Debatten ihre Anträge. Dabei tauschten sich die Arbeitsgruppen aus und erstellten Änderungswünsche bzw. Änderungsanträge.

Die schließlich am Dienstag verabschiedeten Anträge fordern unter anderem:

  • AG Arbeit und Soziales: Die Bundesregierung solle auf kommunaler Ebene ein freiwilliges Förderprogram implementieren, das die Asylsuchenden in Deutschland unterstützt. Denn die seien auf dem Arbeitsmarkt stark benachteiligt. Zudem fordert der Antrag eine spezialisierte Sparte des Bundesfreiwilligendienstes, die sich der Betreuung von Asylsuchenden widmet.
  • AG Familie und Frauen: Es muss eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf geben. Vor allem soll eine Gesetzesüberarbeitung stattfinden, die die Nachfrage nach familiären Verhältnissen bei einem Bewerbungsgespräch nicht zulässt. Der Beruf Erzieherin/Erzieher soll gestärkt und Kitaplätze sollen kostenfrei werden.
  • AG Bildung und Forschung: Das Kooperationsverbot zur ausgleichenden Finanzierung des Bildungssystems soll aufgehoben werden. Es muss eine einheitliche Lehrerausbildung auch von Quereinsteiger/innen mit pädagogischem Teil und Fortbildungen geben, um einen einheitlichen Bildungsstandard bieten zu können.
  • AG Digitale Agenda: Der Bundestag soll sich gegenüber den Ländern dafür einzusetzen, dass die Bildungseinrichtungen die Schüler im alltäglichen Umgang mit digitalen Medien unterstützen. Das soll bereits im Grundschulalter mit der altersgerechten Vermittlung von Basiskompetenzen beginnen und an den weiterführenden Schulen erweitert werden. Die Medienkompetenz soll insgesamt gestärkt und früher über Datensicherheit aufgeklärt werden.

 

Bilder des Planspiels gibt es im Flickr-Fotoalbum "Planspiel 2014 der SPD-Bundestagsfraktion".

 

Alexander Linden