Schon heute fehlen in vielen Regionen und Branchen gut ausgebildete Fachkräfte – für mehr Klimaschutz, für die Gestaltung des digitalen und des demografischen Wandels. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren verstärkt fortsetzen.
Laut aktuellem Fachkräftemonitoring sind 2026 etwa 240.000 Arbeitsplätze mehr zu besetzen, als Arbeitskräfte verfügbar sein werden. Für viele Betriebe ist die Suche nach Fachkräften schon heute eine existenzielle Frage.
„Fachkräftesicherung ist Wohlstandssicherung. Wir brauchen jeden klugen Kopf und jede helfende Hand, um wirtschaftlich stark zu bleiben. Denn wir können unser Land nur mit ausreichend gut qualifizierten Fachkräften moderner, digitaler und nachhaltiger gestalten“, so Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. „Deshalb gehört die Fachkräftesicherung zu unseren dringlichsten Aufgaben.“
Die Fachkräftestrategie
Um dem wachenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken, setzt die Bundesregierung mit ihrer Fachkräftestrategie auf fünf Handlungsfelder.
Zeitgemäße Ausbildung: Die duale Berufsausbildung bleibt grundlegend für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Unternehmen. Von großer Bedeutung sind moderne und attraktive Ausbildungsangebote und eine frühzeitige und umfassende Berufsorientierung für alle Schülerinnen und Schüler.
Gezielte Weiterbildung: Weiterbildung ist in Zeiten des Strukturwandels notwendiger denn je. Die Beschäftigten von heute sollen ermächtigt werden, die Arbeit von morgen ausführen zu können. Daher wird die Bundesregierung die Angebote für Weiterbildung und Qualifizierung ohne Altersbegrenzung für alle leichter zugänglich machen.
Über ein Weiterbildungsgesetz, das in den kommenden Monaten beschlossen werden soll, soll nach österreichischem Vorbild soll auch bei uns eine Bildungszeit ermöglicht werden. "Wenn Beschäftigte und Arbeitgeber sich auf eine Weiterbildung verständigt haben, kann man sich ein Jahr beruflich weiterbilden lassen“, erklärt Heil das Konzept.
Über Mittel der Bundesagentur für Arbeit würde dabei der Unterhalt sichergestellt, und zwar auf Höhe des Arbeitslosengeldes.
So unterstütze man die Beschäftigten, sich weiterzuentwickeln und auch aufzusteigen und zugleich sichere man die Fachkräftebasis.
Außerdem soll im Gesetz eine Ausbildungsgarantie enthalten sein. Denn jeder junge Mensch soll die Chance auf eine Ausbildung haben.
Helfen soll unter anderem auch eine Mobilitätsunterstützung für Praktika.
"Wenn jemand beispielsweise im nördlichen Ruhrgebiet keine Ausbildungsstelle findet, aber es in Köln die Möglichkeit gibt, ein Praktikum zur Berufsorientierung zu absolvieren, dann unterstützen wir das durch Übernahme von Unterkunfts- und Mobilitätskosten“, so der Arbeitsminister. Bei Azubis würden Kosten für Familienheimfahrten übernommen.
Arbeitspotenziale wirksamer heben, Erwerbsbeteiligung erhöhen: Bei der Erwerbsbeteiligung von Frauen gibt es noch viel Potenzial – insbesondere bei Müttern. Sie arbeiten häufig in Teilzeit. Zwar zeigen die Bemühungen der letzten Jahre Wirkung, insbesondere der Ausbau der Kindertagesbetreuung und der familienbezogenen Leistungen, die Bundesregierung wird jedoch ihre Anstrengungen für eine stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen intensivieren. Etwa durch mehr Angebote zur flexiblen Arbeitszeitgestaltung und den weiteren Ausbau der Kinderbetreuung.
Verbesserung der Arbeitsqualität, Wandel der Arbeitskultur: Wir brauchen zudem eine mitarbeiterorientierte Arbeitskultur und Angebote für einen flexiblen Übergang in den Ruhestand, damit Fachkräfte gern und länger im Beruf bleiben. Die Bundesregierung unterstützt Projekte, die helfen, die Arbeitskultur in den Betrieben zu verbessern.
Außerdem will die Bundesregierung die Möglichkeiten von flexiblen Übergängen in die Rente durch bessere Beratung bekannter machen. Ziel ist es, ältere Erwerbstätige länger im Erwerbsleben zu halten.
Moderne Einwanderungspolitik: Darüber hinaus setzt Deutschland auf die Einwanderung ausländischer Fachkräfte. Hier gilt es unter anderem, Verwaltungsverfahren und die Anerkennung von Berufsabschlüssen zu vereinfachen. Aber auch der unkomplizierte Mit- und Nachzug von Familien und deren Integration in Gesellschaft, Ausbildung und Arbeitsmarkt gehören dazu. Außerdem sollen in den Herkunftsländern Beratungsangebote und Sprachkurse für Einwanderungsinteressierte ausgebaut werden.
Fachkräftesicherung – eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Fachkräftesicherung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie kann nur gelingen, wenn alle Akteure des Arbeitsmarktes – Unternehmen und Betriebe, Beschäftigte, Länder und Kommunen, Sozialpartner, Kammern, die Bundesagentur für Arbeit, Bildungs- und Weiterbildungsträger sowie die Bundesregierung – ihre Beiträge dazu leisten. Unter dem Dach der Fachkräftestrategie der Bundesregierung werden die Maßnahmen gebündelt und weiterentwickelt.