Manager aus der Wirtschaft beklagen seit Jahren den Fachkräftemangel in Deutschland. Die gut Ausgebildeten werden immer älter, die Zahl der Schulabgänger geht zurück. Der demografische Wandel hinterlässt seine Spuren. Das Betreuungsgeld drängt Frauen vom Arbeitsmarkt. Das Einwanderungssystem in Deutschland verprellt ausländische Kräfte mit exzellenten Abschlüssen.

Das alles sind Punkte, an denen die SPD-Fraktion ansetzen will, um die Erfolge der deutschen Wirtschaft durch qualifizierte Kräfte langfristig zu sichern.
In mittelständischen Unternehmen ist fast jede fünfte Führungskraft eine Frau. Das ist eine deutlich bessere Quote, als sie beispielsweise DAX-Konzerne haben. Das Potenzial von Frauen muss in jedem Betrieb ausgeschöpft werden, aber das Betreuungsgeld wirkt wie eine Fernhalteprämie vom Arbeitsmarkt. Das Geld soll in den Ausbau von Kindergartenplätzen gesteckt werden. Zwar hatten 70 Prozent der erwerbsfähigen Frauen 2010 einen Job, doch die Hälfte arbeitete nur Teilzeit. Der Trend verschärft sich. Deshalb müssen Frauen die Chance bekommen, Beruf und Familie besser vereinbaren zu können. Dazu gehört Flexibilität in den Arbeitszeiten. Arbeitnehmerinnen oder Arbeitnehmer, die sich für Teilzeitarbeit entschieden haben, benötigen eine Versicherung, um in die volle Beschäftigung zurückkehren zu können.

Weiterbildungsnetzwerke fördern

Deutschland wird von anderen Ländern für das duale Ausbildungssystem beneidet. Im europäischen Vergleich investieren jedoch deutsche Unternehmen deutlich weniger in Weiterbildungskurse ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wie aus dem Bildungsbericht der Bundesregierung von 2012 hervorgeht. Das Lernen hört nach der Ausbildung aber nicht auf. Deshalb muss man Weiterbildungsnetzwerke fördern.

Die Arbeitslosenversicherung muss zu einer Arbeitsversicherung weiterentwickelt werden. Durch spezielle Angebote wie berufsbegleitende Beratungen oder Weiterbildungen werden die Chancen der Arbeitnehmer, auch ältere, erhöht, dauerhaft angestellt zu bleiben. Durch das Know How ihrer Angestellten profitieren die Betriebe.
2011 blieben 50.000 Jugendliche ohne Schulabschluss. Von denjenigen mit Schulabschluss entscheiden sich zudem immer mehr junge Menschen für ein Studium und damit gegen eine Berufsausblidung. Deshalb braucht Deutschland eine engere Zusammenarbeit von Bund und Ländern, um die Bildungsqualität bei der schulischen Bildung und der Ausbildung zu verbessern. Jeder sollte einen Rechtsanspruch auf einen Ausbildungsplatz haben bzw. seinen Schulabschluss nachholen zu können. Das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern muss deshalb aufgehoben werden.

Mehr Transparenz von Berufsabschlüssen

Laut einer Studie der OECD kommen weniger Fachkräfte aus dem Ausland nach Deutschland als im Vergleich zu den anderen europäischen Nachbarstaaten. Deutschland und die deutsche Wirtschaft brauchen ausländische Spitzenqualifizierte. Um Deutschland dauerhaft attraktiv zu machen für ausländische Fachkräfte, müssen Barrieren abgebaut werden. Wichtige Formulare müssen in englischer Sprache bereit liegen. Das Betreuungsangebot für die Wohnungssuche, die Wohnsitzanmeldung oder die Suche nach einem Schul- oder Kindergartenplatz muss ausgbaut werden. Die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen sollte sich an deutschen Standards orientieren. Transparenz und Vergleichbarkeit von Berufsabschlüssen muss verbessert werden in Europa.

Thilo Kühne