Rund 100 Vertreterinnen und Vertreter der Fachwelt und interessierten Öffentlichkeit folgten der Einladung in den Deutschen Bundestag. Oliver Kaczmarek, Sprecher der Arbeitsgruppe Bildung und Forschung der SPD-Bundestagsfraktion, stellte gleich zu Beginn klar, dass der Digitalpakt notwendig ist, um bereits an Schulen auf digitales Arbeiten vorzubereiten. Aber eben nicht hinreichend. Weitere Schritte seien notwendig. SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil ergänzte, dass es nicht darum geht was die Digitalisierung mit uns macht, sondern was wir mit der Digitalisierung machen. Sie ist ein gesellschaftlicher Prozess und ein Fortschritt, der aktiv von uns mitgestaltet werden kann und muss. Dieser Fortschritt kann nur passieren, wenn wir alle mitnehmen. Bildung ist hier die Voraussetzung für Zugang und Teilhabe, so der Generalsekretär.

In fünf Workshops diskutierten die Teilnehmenden anschließend über die verschiedenen Ebenen des lebensbegleitenden Lernens. Marja-Liisa Völlers untersuchte in ihrem Workshop die Rolle der allgemeinbildenden Schulen. Es wurde vor allem deutlich: Es braucht bessere und langfristige finanzielle Ausstattung von Schulen und eine gute digitale Ausbildung der Lehrkräfte. Yasmin Fahimi, ging in ihrem Workshop der Frage nach, was berufsbildende Schulen leisten können und wie sie dafür ausgestattet sein müssen. Ihr Workshop forderte ein Schulentwicklungsprogramm, das digitale Lernkonzepte und pädagogisches Personal für die berufsbildenden Schulen zur Verfügung stellt. Die Rolle der Hochschulen und das Konzept der Open Educational Resources (OER) wurden im Workshop von Wiebke Esdar  beleuchtet. Auch hier geht es um mehr wissenschaftliches und technisches Personal an Hochschulen, um hinreichende Bedingungen für mehr Bildungsgerechtigkeit umzusetzen.

Notwendige Kompetenzen und digitale Selbstermächtigung

Ulrike Bahr widmete sich mit ihrer Gruppe den Herausforderungen in der beruflichen Weiterbildung. Der Workshop diskutierte die Idee von neuen Kooperationsmodellen, die niedrigschwellige und branchenübergreifende Weiterbildungsangebote verzahnen und dabei für Transparenz in der Weiterbildungslandschaft sorgen könnten. Ein Technologie- und Kompetenzmonitoring könnte helfen, um künftig gezielter Weiterbildungslücken zu identifizieren. Im Workshop von Saskia Esken  ging es um notwendige Kompetenzen und digitale Selbstermächtigung, besonders seitens der Lehrkräfte. Digitale Fortbildungsangebote von der Kita über die Schule und Berufsschule bis hin zu den Volkshochschulen seien notwendig.

Auf dem Abschlusspanel zeigte sich Prof. Dr. Bernd Käpplinger über das Ergebnis einer Umfrage unter den Teilnehmenden erfreut. Sie wollten 15 Prozent von zusätzlichem fiktivem Geld, das in Bildung investiert wird, in Weiterbildungsmaßnahmen stecken. Der tatsächliche Anteil aller Bildungsausgaben in Weiterbildung läge bei nur 5 Prozent, da seien 15 Prozent eine erfreuliche Verdreifachung. Julia Landgraf von der GEW betonte, dass technisches und wissenschaftliches Personal an Hochschulen benötigt wird, das Lehrende begleitet und an die Hand nimmt, um digitale Bildung zu ermöglichen. Yasmin Fahimi macht sich für lebensbegleitendes Lernen stark: „Lebensbegleitende Bildung muss Spaß machen!“ Es dürfe nicht nur um „mehr, mehr, mehr“ Bildung gehen, sondern das persönliche Wachsen müsse stets im Zentrum stehen. Sie plädierte für Instrumente in der nationalen Weiterbildungsstrategie, die die innere Motivation stärken, damit lebensbegleitendes Lernen nicht nur als „Druck von außen“ funktioniert.

Matthias Anbuhl vom DGB ergänzte, dass Bildung leider heute häufig kein Aufstiegsversprechen mehr ist, sondern eine Abstiegsbedrohung. Die persönliche Sicht des Publikums sah aber überraschender Weise etwas anders aus. Ein Großteil der Teilnehmenden sagte in einer Umfrage, dass lebensbegleitendes Lernen eher „eine große Hilfe“, als „eine starke Belastung“ sei. Damit diese zwei Sichtweisen zusammengebracht werden, betonte Yasmin Fahimi  wie Lars Klingbeil zu Beginn, dass genau hier die Aufgabe der SPD liegt: Sie muss die Partei sein, die soziale Teilhabe durch Bildung ermöglicht. Für alle.