Digitale Medien kommen inzwischen in nahezu allen Gesellschafts- und Wirtschaftsbereichen zum Einsatz. Doch nicht jeder hält Schritt mit der Digitalisierung. Laut D21-Digital-Index 2014 bewegen sich erst 37 Prozent der Bevölkerung bei der Internetnutzung „digital souverän“. Weitere Studien zeigen: Deutsche Achtklässler haben im internationalen Vergleich nur mittelmäßige Computer-Kompetenzen (ICILS-Studie), und Deutschland erheblichen Nachholbedarf bei der Förderung und Ausgestaltung digitaler Bildungsangebote. Im Koalitionsvertrag hat die SPD daher unter anderem verabredet, dass Bund und Länder eine gemeinsame Strategie „Digitales Lernen“ auf den Weg bringen sollen. Die hierzu laufenden Abstimmungsprozesse wollen die Bundestagsfraktionen von CDU/CSU und SPD mit einem Antrag (Drs. 18/4422) konstruktiv begleiten.

Digitale Bildung muss stärker in die Lehrpläne

So sprechen sich die SPD- und Unions-Abgeordneten etwa dafür aus, mit einem „Pakt für Digitale Bildung“ die Finanzierung von digitalen Endgeräten für Bildungszwecke zu erleichtern sowie außerschulische Initiativen wie „Ein Netz für Kinder“ und die „Nationale Initiative Printmedien“ zu unterstützen und weiterzuentwickeln. Für die schulische Bildung wünscht sich die SPD-Fraktion eine stärkere fächerübergreifende Verankerung digitaler Bildung in der Lehrkräfteausbildung und in den Bildungsplänen – gerade auch, um Kinder aus benachteiligten Schichten den Zugang zur Mediengesellschaft zu ermöglichen, sagt Saskia Esken, zuständige Berichterstatterin für digitale Bildung der SPD-Bundestagsfraktion.

Zudem fordern die Koalitionsfraktionen in ihrem Antrag, die Nutzung von freien Lern- und Lehrmaterialien auszuweiten. Erfahrungen mit diesen sogenannten „Open Educational Resources“ (kurz: OER) zeigten, so Esken, dass sich vor allem junge Menschen für Lerninhalte begeistern lassen, die sie selbst produzieren, bearbeiten und mit anderen teilen können. Hierfür müssten Vereinfachungen z. B. im Urheberrecht erreicht werden. Gleichzeitig böten digitale freie Medieninhalte eine große Chance für die Inklusion: Inhalte könnten individualisiert und auch barrierefrei sein.

Auch Oliver Kaczmarek, stellvertretender Sprecher für Bildung und Forschung der SPD-Fraktion, stellte in seiner Plenarrede klar: "Wenn Schule, Hochschule, alle Bildungseinrichtungen so bleiben, wie sie sind, nur mit Computern, dann ist digitale Bildung gescheitert. Wir wollen, dass wir die große Chance der Modernisierung – auch der Lernkultur – mit digitalen Medien nutzen können".

Da der Bund wegen der Kulturhoheit der Länder und des Kooperationsverbots im Schulbereich nur begrenzte Möglichkeiten hat, regen die Fraktionen den Abschluss eines Länderstaatsvertrags an. Die SPD-Bundestagsfraktion wirbt darüber hinaus weiter dafür, dass Kooperationsverbot für alle Bildungsbereiche abzuschaffen.

SPD-Fraktion fordert mehr Investitionen

Digitale Bildung sei „eine große Herausforderung“ für das deutsche Bildungssystem, betont SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil, denn sie müsse Technik und Infrastrukturen, digitale Medienkompetenz und Didaktik der Lehrenden, Ausbildungs- und Lehrinhalte sowie nicht zuletzt Qualität und Zugang zu digitalen Lehrmaterialien berücksichtigen.

Für die SPD-Bundestagsfraktion lautet daher die Konsequenz: mehr Investitionen. Die SPD-Abgeordneten schlagen daher vor, von 2016 an jedes Jahr 60 Millionen Euro für die Digitale Bildung in Schulen, Hochschulen und in der berufliche Bildung aufzuwenden. „Dafür wollen wir neben Haushaltsmitteln auch Mittel des Europäischen Sozialfonds und vor allem 50 Millionen Euro aus dem Investitionsprogramm der Bundesregierung nutzen. Das wäre eine angemessene Antwort der Koalition auf die digitale Herausforderung im Bildungswesen“, argumentiert Heil.

IT-Sicherheit: Selbstbestimmt und sicher in der digitalen Welt

Im Zusammenhang mit dem Koalitionsantrag zur Digitalen Bildung haben die Bundestagsabgeordneten auch das Forschungsrahmenprogramm der Bundesregierung zur IT-Sicherheit „Selbstbestimmt und sicher in der digitalen Welt 2015-2020“ beraten (Drs. 18/4304). Das Programm bündelt ressortübergreifend die Aktivitäten und Fördermaßnahmen der Bundesregierung und unterstützt die Entwicklung von sicheren und vor allem auch innovativen IT-Sicherheitslösungen. Sichere Kommunikationssysteme für Privatpersonen, der Schutz des Datenaustausches im Rahmen einer Industrie 4.0, aber auch der Schutz von Infrastrukturen sind Themen, die im Rahmen des neuen Programms adressiert werden sollen.

 

Jasmin Hihat