In diesem Jahr jährt sich der Umsturzversuch gegen die Nazidiktatur vom 20. Juli 1944 zum 75. Mal. Er steht symbolisch für den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Vergessen war über viele Jahre das Schicksal der Frauen des 20. Juli 1944.

100 Männer wurden zum Tode verurteilt, ihre Frauen und Kinder wurden in „Sippenhaft“ genommen. Die Kinder wurden in Heime gebracht, die Frauen mussten auch nach 1945 mit dem Stigma der „Verräterin“ leben. Einige der Frauen wussten nichts von den Umsturzvorbereitungen, andere waren eingeweiht oder beteiligten sich konspirativ. Trotzdem wurden auch sie viele Jahre nur als Opfer gesehen, nicht als aktiv Handelnde.

Dabei waren auch zahlreiche Frauen in Widerstandnetzwerken und -gruppen aktiv. Sozialdemokratinnen wie Lore Agnes oder Luise Schröder versuchten im nationalsozialistischen Deutschland, sozialdemokratische Organisationsstrukturen aufrecht zu erhalten.

Genau wie Frauen, die sich in sozialistischen Gruppen organisierten, landeten sie häufig in Gefängnissen oder Konzentrationslagern. Eine nähere Untersuchung der quantitativen Aspekte des weiblichen Widerstands steht ebenso noch aus wie eine qualitative Untersuchung der einzelnen Widerstandsaktivitäten.

Frauen als Akteurinnen anerkennen

Mit ihrem Antrag im Bundestag wollen die Koalitionsfraktionen den Mut und die Leistungen der Frauen im Widerstand gegen das NS-Regime stärker würdigen. Der Widerstand der Frauen soll besser erforscht werden und mit Veranstaltungen und Ausstellungen stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken.

Dabei geht es auch darum, nicht in Stereotypen zu denken oder die Motive der Gruppe „Frau“ zu generalisieren. „Es ist Zeit für eine Perspektive, die inklusiv, differenziert, feministisch und genderkritisch mit dem Themenkomplex Frauen im Widerstand umgeht“, heißt es in dem Antrag. Es gilt, die Frauen als Akteurinnen des Widerstands von 1933 bis 1945 anzuerkennen, ohne sie auf ihre Rolle als Frauen zu reduzieren.

Konkret fordern die Koalitionsfraktionen in ihrem Antrag die Bundesregierung unter anderem auf, ein Projekt der Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand zur weiteren Erforschung des Themas „Widerstand von Frauen im Nationalsozialismus“ zu fördern.

Zum 80. Jahrestag des 20. Juli 1944 soll die Bundesregierung 2024 eine Sonderpostwertzeichenserie „Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ auflegen. Zudem soll sich der Geschichtswettbewerb für Schülerinnen und Schüler des Bundespräsidenten mit dem Thema des weiblichen Widerstands im Nationalsozialismus befassen.

Das Wichtigste zusammengefasst:

2019 jährt sich der militärische Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 zum 75. Mal. In der Öffentlichkeit steht dieses Datum heute symbolisch für den gesamten Widerstand gegen den Nationalsozialismus in seiner weltanschaulichen Breite und sozialen Vielfalt. Bislang fehlt allerdings im öffentlichen Bewusstsein eine Würdigung des Mutes und der Opferbereitschaft der Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Auf diese Lücke möchte ein Antrag der Koalitionsfraktionen hinweisen und sie mithilfe seiner Forderungen schließen.