Frau Präsidentin! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Die Lage der Kommunen ist dramatisch. Dramatischer könnte sie nicht sein. Letztes Jahr fehlten 4,5 Milliarden Euro in den Kassen von Städten und Gemeinden. In diesem Jahr werden es bereits 12 Milliarden Euro sein.
Ich habe mich am vergangenen Freitag mit 140 Bürgermeistern, Oberbürgermeistern und Landräten getroffen. Das Fazit unserer Gespräche war relativ eindeutig: Wenn das so weitergeht und keine Abhilfe kommt, dann werden die Pfeiler, die die Qualität des Zusammenlebens von 82 Millionen Menschen in Deutschland ausmachen, in den Städten und Gemeinden zusammenstürzen. Ich will Ihnen nur ein Beispiel nennen: Wuppertal, eine Gemeinde im Bergischen Land, bereitet gerade ein Haushaltssicherungskonzept vor, um das Schlimmste abzuwenden. Darin steht, dass fünf städtische Schwimmbäder geschlossen werden sollen, dass das Schauspielhaus geschlossen werden soll, Zuschüsse für Sozial- und Jugendarbeit gekürzt werden sollen, höhere Beiträge für Kitas und Ganztagsschulen erhoben werden sollen. Sie wissen es genau, meine Damen und Herren Wuppertal ist da kein Einzelfall , in manchen Städten und Gemeinden gehen im Augenblick buchstäblich die Lichter aus. Die Laternen bleiben dunkel, weil das Geld für die Stromrechnungen ganz offenbar fehlt.
Natürlich ist daran auch die Wirtschafts- und Finanzkrise schuld, was denn sonst.
Die Steuereinnahmen sind letztes Jahr um 10 Prozent zurückgegangen, die Gewerbesteuer um 18 Prozent. Ich darf aber daran erinnern: Wir haben geholfen, damit frühzeitig gegengesteuert werden konnte, unter anderem auch mit dem Konjunkturpaket, in dem viele Vorschlägen von uns aufgenommen wurden, die dazu beitrugen, dass die Fähigkeit der Kommunen zu Investitionen erhalten blieb.
Das lindert, hilft aber nicht gegen alle Folgen dieser Krise, vor allen Dingen, wenn die Arbeitslosigkeit weiter steigt. Daraus ergäbe sich nämlich zwangsläufig, dass die Sozialausgaben der Kommunen weiter stiegen.
Die größte Bedrohung aber, meine Damen und Herren das muss auch an einem solchen Tag gesagt werden , für die kommunalen Finanzen sitzt auf der rechten Seite dieses Hauses, nämlich die schwarz-gelbe Bundesregierung.
Das, was Sie Wachstumsbeschleunigungsgesetz nennen klientelpolitisches Gesellenstück sagen wir , wird die Kommunen jedes Jahr allein 1,6 Milliarden Euro kosten. Wenn man das, was Sie für das laufende Jahr angekündigt haben, noch hinzunimmt, dann kommt man zu dem Schluss, dass das nur ein böser Vorgeschmack ist.
Frau Merkel und Herr Westerwelle bemühen sich ja jedes Wochenende auf Krisengipfeln, noch einmal die Segnungen der bürgerlichen Koalition der Mitte hervorzuheben.
Sie sagen dazu: „Sehr gut!“ Ich entgegne Ihnen: Wer eine bürgerliche Politik der Mitte machen will, der muss auch Verantwortung für die 82 Millionen Menschen in den Städten und Gemeinden tragen.
Wer das will, der darf keine Politik machen, bei der am Ende alle, vom Kleinkind bis zum Rentner, die Kosten dafür tragen, dass Sie für ein paar Leute, von denen Sie glauben, dass sie Sie gewählt haben, einige Kunststücke vollbringen.
Wenn Sie glauben, dass das eine bürgerliche Regierung ausmacht, dann kann ich Ihnen nur entgegenhalten, dass sich die Bürgerinnen und Bürger das anders vorgestellt haben.
Wir brauchen in dieser Situation, die wirklich ernst ist, um jetzt zu unserem Vorschlag zu kommen, einen Rettungsschirm für die Kommunen. Deshalb fordern wir, dass die Einnahmeausfälle, die den Städten und Gemeinden durch das Wachstumsbeschleunigungsgesetz entstehen, ausgeglichen werden. Es ist doch ein Unding, , dass Sie auf der einen Seite sagen: „Die Hotels können endlich wieder investieren“ da wird dann also renoviert, und bei den Mövenpick-Hotels entsteht der eine oder andere neue Swimmingpool , aber auf der anderen Seite städtische Schwimmbäder geschlossen werden. Das kann doch keine sinnvolle Politik sein.
Wenn wir uns darin einig sind, dass wir die Krise noch nicht überwunden haben und dass die Arbeitslosigkeit und damit die Kosten auf kommunaler Ebene weiter steigen, dann können wir das nicht einfach laufen lassen, sondern müssen etwas dagegen tun. Wir sagen zweitens: Es ist richtig, den Städten und Gemeinden zwei Jahre lang bei den Kosten der Unterkunft zu helfen und bundesseitig drei Prozentpunkte mehr zu übernehmen.
Drittens sagen wir Ihnen: Sie müssen auf die angekündigte schwarz-gelbe Einkommensteuerreform verzichten. Warum? Weil das noch einmal 4 Milliarden Euro Miese in den kommunalen Kassen bedeuten würde. Das kann und will sich keiner leisten.
Unsere schlichte Aufforderung - das wird in Deutschland gehört werden, auch von Ihren Bürgermeistern - lautet: Treiben Sie mit Ihrer Politik die Städte und Gemeinden nicht weiter in den Ruin!
Lassen Sie die Finger weg von dem alten Traum, den vor allen Dingen Sie von der FDP hatten, nämlich der Beseitigung der kommunalen Gewerbesteuer.
Sonst wird am Ende die kommunale Selbstverwaltung nicht einmal mehr für Sonntagsreden taugen.