Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wir diskutieren heute über innovative Arbeitsforschung für eine Humanisierung unserer Arbeitswelt und für mehr Beschäftigung. Ich will nur ganz dezent darauf hinweisen, dass wir mit der Reform des Betriebsverfassungsgesetzes 2001/2002 noch einmal die Gestaltungsmöglichkeiten der Betriebsräte in unserem Land verbessert haben. Es ist in dieser Gesellschaft also nicht ganz so, wie es meine Vorrednerin dargestellt hat.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Wenn wird dieses Thema anpacken, werden wir feststellen, dass wir große industrielle Entwicklungslinien hatten. Es gab die Mechanisierung und die Massenfertigung mit all ihren Problemen, wo die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer kaum bis gar nicht gefragt wurden, die Computisierung und nicht zuletzt die digitale Vernetzung der Wertschöpfungsketten. Und wir diskutieren die Auswirkungen des demografischen Wandels.
Wir glauben und sind überzeugt, dass die digitale Vernetzung Chancen, aber auch Risiken mit sich bringt. Dabei geht es um folgende Fragen: Wie steht es um die Mitgestaltung der Beschäftigten in den Betrieben, Verwaltungen und Dienststellen? Wie sind Gestaltungsmöglichkeiten am Arbeitsplatz neu und anders auszutarieren und auf den Weg zu bringen? Wie sieht es mit psychischen und physischen Belastungen aus? Wir erleben heute in immer stärkerem Maße, dass psychische Belastungen als Berufs- bzw . Arbeitserkrankung bis hin zur Erwerbsunfähigkeit führen. Wie steht es um die Zeitverdichtung? Und wie sieht es mit der vollen Verfügbarkeit aus? Wir erleben auch, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sagen: Ich bin dank Smartphone und anderer technischer Neuerungen sozusagen 24 Stunden für mein Unternehmen da. – Ich denke, das ist eine Entwicklung, die wir nicht wollen. Und die werden wir auch im Forschungsbereich ein Stück weit untersuchen.
(Beifall bei der SPD)
Die Bundesregierung hat natürlich gehandelt und wird auch weiter handeln. Andrea Nahles mit dem Grünbuch Arbeiten 4.0 und Sigmar Gabriel kürzlich mit der Digitalen Strategie haben versucht, Antworten auf die weitere Gestaltung des wirtschaftlichen Wandels zu geben. Es geht darum, Zielpunkte zu formulieren.
Wir wollen mit unserem Antrag auch diesen Prozess unterstützen. Deutschland soll seine führende Rolle als Industrie-, Produktions- und Dienstleistungsstandort behalten. Die Umsetzung geht nur im Zusammenspiel mit den Beschäftigten, also mit den Facharbeitern, Ingenieuren und Meistern.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich habe es an anderer Stelle schon einmal sagen dürfen: Das, was wir mit der beruflichen Bildung, der Aus- und Fortbildung sowie der Weiterbildung in unserem Land mittlerweile schon auf den Weg gebracht bzw . verbessert und verändert haben, wird auch den Prozess der weiteren Digitalisierung der Gesellschaft mitgestalten. Und ich bin mir sicher, dass die Partner in der beruflichen Bildung auch die Ausbildungsordnung entsprechend auf den Weg bringen werden. Das ist ein Pfund, und dieses Pfund wollen wir behalten, liebe Kolleginnen und Kollegen.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Es ist gut – auch Herr Kaufmann hat es gesagt –, dass die Sozialpartner in diesen Prozess der Arbeits- und Dienstleistungsforschung eingebunden sind. Wir haben neue Förderprogramme aufgelegt. Sie betreffen folgende Bereiche: Zukunft der Arbeit, Qualifizierung, Gesundheitsprävention und Arbeitsgestaltung. Nicht der Mensch soll sich an die Technik anpassen, sondern wir müssen mit unserer Arbeits- und Dienstleistungsforschung dafür sorgen, dass notwendige Gestaltungsperspektiven in der weiteren Digitalisierung als wichtig erachtet werden, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht die Verlierer sind und dass wir auch zukünftig ein aktiver Partner in diesem Prozess sein werden.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Deshalb unterstützen wir – Herr Rachel ist ja anwesend – natürlich – ich will das noch einmal bestätigen – die Bundesregierung,
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)
die bis 2020 1 Milliarde Euro – das ist ein richtiges Pfund – für die Arbeits- und Dienstleistungsforschung verwenden will. Darauf können wir stolz sein, und darauf sind wir auch stolz.
Lassen Sie mich noch das erwähnen, was teilweise schon auf den Weg gebracht wurde. Dabei geht es einmal um ein betriebliches Kompetenzmanagement im demografischen Wandel. Das betrifft 32 Verbundvorhaben. Dafür sind von 2015 bis 2018 40 Millionen Euro vorgesehen. Ich bin gespannt, wie die daraus resultierenden Ergebnisse Zug um Zug in der Praxis umgesetzt werden. Weiter nenne ich präventive Maßnahmen für die sichere und gesunde Arbeit von morgen. Dabei geht es um 15 Verbundmaßnahmen, für die 21 Millionen Euro ausgegeben werden sollen. Im Bereich der Dienstleistungsforschung haben wir das Programm „Dienstleistungsinnovationen durch Digitalisierung“ aufgelegt, das mit 30,6 Millionen Euro ausgestattet ist. – Allein diese Summen zeigen schon, um was es dort geht und wie viel wir dort auf den Weg bringen.
Wir wollen – auch mit wissenschaftlicher Unterstützung – die Humanisierung der Arbeit im Arbeits- bzw . Dienstleistungsprozess weiter vorantreiben. Wir wollen die Erkenntnisse im Bereich der Arbeitsgestaltung und die Anforderungen an Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigten identifizieren und für die Praxis weiterentwickeln. Wir wollen die Umsetzung vorantreiben, damit die digitale Vernetzung für die Menschen in der Arbeitswelt als gestaltbar erlebt wird. Das ist wichtig und notwendig.
Dabei wollen wir selbstverständlich auch Arbeitnehmerrechte ansprechen. Wie können Mitarbeiter diesen Prozess ein Stück weit auf den Weg bringen? Wo sind die Belastungen? Wie können wir die Belastungen verringern? Ich wies eben darauf hin: All dies werden wir natürlich machen müssen; denn nur motivierte, gesunde und zufriedene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden diese Prozesse auf den Weg bringen.
Innovationsfähigkeit auf der einen Seite durch Grundlagenforschung ein Stück weit auf den Weg gebracht und durch Umsetzung vorangetrieben, so lebt aber Innovationsfähigkeit auf der anderen Seite in Betrieben davon, dass das Zusammenspiel zwischen Meister, Ingenieur und Facharbeiter auf höchstem Niveau funktioniert. Das, finde ich, muss immer wieder gesagt werden, liebe Kolleginnen und Kollegen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Es ist uns auch wichtig, dass wir mit diesem Programm eine Landkarte der Arbeitsforschung erstellen, damit die Vernetzung der Akteure besser wird. Es muss gründlich, aber zügig gearbeitet werden: mit der Wissenschaft, mit den Arbeitnehmern und mit den Sozialpartnern. Arbeits- und Dienstleistungsforschung sind wichtig. Auch Innovationen sind wichtig; darauf wies ich hin. Gut ausgebildete und beteiligte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind das beste Pfund, das wir in diesem Land haben. Deshalb werbe ich um Zustimmung für diesen Antrag.
Es wäre schön – das verstehen alle –, den Menschen sagen zu können: Du kannst am Arbeitsplatz mitgestalten . – Das ist zumindest meine Erfahrung aus über 45 Arbeitsjahren.
Herzlichen Dank und schönen Tag noch.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)