Zumindest im privaten Alltag ist der Einsatz von Smartphones und Tablets für Schülerinnen und Schüler eine Selbstverständlichkeit. Neue Kommunikations-Plattformen nutzen sie bereits, bevor die meisten Erwachsenen sie überhaupt kennen. Junge Menschen wachsen heute in die Digitalisierung hinein. In vielen Schulen ist der digitale Wandel hingegen noch nicht angekommen. Kein WLAN, keine Computer – das ist an Schulen in Deutschland oft immer noch Alltag.
Das muss sich ändern. Bildung hat die Aufgabe, junge Menschen auf die Teilhabe an der Gesellschaft vorzubereiten. Und sie soll die Weichen stellen für den Einstieg und den Aufstieg im Beruf. Wenn immer mehr Lebensbereiche durch die Digitalisierung bestimmt und verändert werden, muss sich das Bildungssystem anpassen. Und die Veränderungen sind fundamental: Suchmaschinen liefern heute auf jede denkbare Frage tausende Antworten in Sekundenschnelle. Im Prinzip gibt es das komplette Wissen der Welt im Internet. Das aber ergibt neue Fragen: Wie filtere ich die vielen Ergebnisse? Welchen Quellen im Internet kann ich trauen? Die Digitalisierung ist ein Werkzeug. Schülerinnen und Schüler müssen in der Schule lernen, es richtig zu benutzen. Damit sie leichter, besser und erfolgreicher lernen. Und zwar ihr Leben lang. Dafür brauchen sie neue Kompetenzen: Sie müssen verstehen, wie digitale Systeme funktionieren – und auch, wie sie uns manipulieren und steuern können.
Milliarden für das Bildungswesen
Gleichzeitig ist die Digitalisierung kein Selbstzweck. Der Einsatz digitaler Medien im Unterricht bietet viele Vorteile: Lehrerinnen und Lehrer bekommen neue Möglichkeiten, den Unterricht oder die Ganztagsbetreuung zu gestalten. Schülerinnen und Schüler können sich auch über Klassengrenzen hinweg vernetzen oder besser individuell gefördert werden. Ein Schüler, der zum Beispiel Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben hat, bekommt die Chance, seine Stärken beim Einsatz digitaler Medien zu zeigen.
Denn offensichtlich ist: Es macht Kindern großen Spaß, Smartphone oder Tablet zu benutzen, auch zum Lernen. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung setzen 76 Prozent der Schülerinnen und Schüler beim Lernen zuhause vor allem auf Internet-Videos und Online-Wikis. Schon deshalb macht es Sinn, sie dabei pädagogisch anzuleiten und diese Mittel auch in der Schule einzusetzen, um den Unterrichtsstoff zu vermitteln. Das steigert die Lernmotivation und führt zu besseren Ergebnissen. Der Nebeneffekt: Die Kinder lernen gleichzeitig etwas über den Schutz der eigenen Daten und den richtigen Umgang mit Quellen aus dem Internet.
Die SPD-Bundestagsfraktion will die digitale Bildung in Deutschland voranbringen. Das kostet Zeit und Geld. Und es braucht eine enge Koordination und Zusammenarbeit von Bund, Ländern und Kommunen. Voraussetzung für diese Kooperation ist eine Änderung des Grundgesetzes. Mit den Vereinbarungen im Koalitionsvertrag zwischen SPD und Union wird das möglich: Die Koalition startet eine digitale Bildungsoffensive und investiert insgesamt 5 Milliarden Euro in die Digitalisierung des Bildungswesens, 3,5 Milliarden Euro davon bereits in dieser Wahlperiode.
Ziel ist es, Schulen und Berufsschulen mit der nötigen Technik auszustatten, damit Schülerinnen und Schüler in allen Fächern und Lernbereichen eine digitale Lernumgebung nutzen können. Hierzu gehört Breitbandinternet genauso wie z. B. Whiteboards oder Computer. Gleichzeitig müssen die Lehrerinnen und Lehrer für den digitalen Unterricht geschult werden. Dafür sollen umfassende Maßnahmen zur digitalen Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften entwickelt und umgesetzt werden, auch in Zusammenarbeit mit den Hochschulen. Lernen, Lehren und Forschen werden vernetzt – weil Bildung 4.0 der Grundstein für eine erfolgreiche Teilhabe an der Arbeitswelt der Zukunft ist.