Worum geht es euch bei der Arbeit an eurem Projekt, wie kam die Idee zustande?

Wir treffen auf Bundesebene viele Entscheidungen und verhandeln mit den Ländern über gemeinsame Programme, die sich an die Städte und Gemeinden richten. Ich erlebe in meinem Wahlkreis im Odenwald jede Woche, was davon ankommt und was nicht. Denn trotz der vielfältigen Förderkulisse können Städte und Gemeinden im ländlichen Raum die öffentliche Daseinsvorsorge zunehmend nicht mehr gewährleisten. Weil insbesondere junge Menschen wegziehen, rechnen sich manche Einrichtungen und Dienstleistungen auf Dauer nicht mehr bzw. werden die Wege zum Arzt, zur Post, zur Bank und zu den Einkaufsmöglichkeiten weiter. Dafür braucht es gezieltere Unterstützung, und wir wollen neue Organisationsformen ermöglichen.

Ihr geht vor allem der Frage nach, was es für ländliche Räume bedeutet, wenn immer mehr Menschen in die Städte ziehen. Um was geht es euch genau?

Wenn junge Menschen vom Land in die Stadt ziehen, kehren sie meist nicht zurück. Das bedeutet für die Gemeinden und Städte, dass anteilsmäßig die Älteren zurückbleiben. Gleichzeitig fehlt der Nachwuchs. Deshalb stehen Wohnungen und Häuser leer, Läden schließen. Manche Kommunen sehen diese Auswirkungen schon heute, auf viele aber kommen die Herausforderungen erst noch zu. Denn die kommunalen Einrichtungen sind für eine bestimmte Anzahl von Nutzern ausgelegt und werden schon heute bezuschusst. Anscheinend sind die Gemeinden und viele Städte nicht attraktiv genug für junge Leute. Das wollen wir gerne ändern, beispielsweise die Erreichbarkeit verbessern, die Nahversorgungsangebote bündeln und vor allem auch wieder Wertschöpfung in die Regionen bringen. Dazu müssen die Orte attraktiver werden, nicht nur landschaftlich, auch das Potenzial der Digitalisierung wollen wir nutzen.

Auch das Thema Mobilität auf dem Land liegt euch am Herzen. Worauf kommt es da aus eurer Sicht an?

Auf dem Land ist man ohne eigenes Auto ziemlich abgehängt. Der Bus, wie wir ihn kennen, rentiert sich kaum noch, gerade wenn immer weniger Schüler ihn nutzen. Dabei könnten Busse beispielsweise regionale Produkte mit in die Stadt nehmen, wie der Kombi-Bus in der Uckermark das heute schon praktiziert und dadurch zusätzliche Einnahmen erzielt. In den meisten Bundesländern ist das zulässig. Darüber hinaus bringt das Smartphone schon heute Fahrer und Mitfahrer zusammen. Das rentiert sich bislang nur auf Fernstrecken. Auf dem Land sind die Strecken kürzer. Private Fahrgemeinschaften klappen doch bereits - auch ohne mobiles Internet. Mit Smartphone und App können hier neue Möglichkeiten entstehen. Es gibt sie ja auch schon. Wundercar ist auf diesem Gebiet ein echter Vorreiter. Bisher gilt: Wer gegen Entgelt befördert, braucht einen Personenbeförderungsschein und mehr. Anderenfalls untergräbt man das Taxi-Gewerbe. Wir wollen prüfen, wie man private Mitnahmen ermöglichen kann, ohne dem Taxi-Gewerbe zu schaden.

Ihr führt Gespräche mit Landes- und Kommunalpolitikern, Verbänden und Wirtschaftsvertretern. Was geschieht eigentlich am Ende eures Dialogprozesses?

Darüber hinaus reden wir auch mit Leuten aus der Wissenschaft und vor allem mit Leuten aus Praxis und zwar aus ganz Deutschland. Auf das erste Dialogpapier zum Thema Mobilität hin haben wir viele Rückmeldungen erhalten, von Privatpersonen, Kommunen und Verbänden. Im Wesentlichen bestärken uns alle darin, die skizzierten Maßnahmen in Angriff zu nehmen, um vor Ort eine bessere Organisation der öffentlichen Daseinsvorsorge zu ermöglichen. Wir merken auch, dass die Ideen, Vorschläge und Konzepte regional sehr unterschiedlich sind und es gut wäre, wenn diese Erfahrungen allen zur Verfügung stünden. Die vielfältigen Förderprogramme könnten geöffnet werden, um vor Ort eine flexible Handhabung zu ermöglichen, die beispielsweise Wertschöpfungspotentiale schaffen. Alle diese Vorschläge schauen wir uns genauer an, gießen sie in Form, d. h. wir schauen, wo welche Hebel geändert werden sollten und stellen sie im Sommer in einem Dialogforum zur Diskussion. Dazu sind alle herzlich eingeladen.