7,5 Millionen Menschen und damit 14 Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung in Deutschland können keine zusammenhängenden Texte lesen oder schreiben, wie etwa eine schriftliche Arbeitsanweisung. Die Betroffenen gelten damit als sogenannte funktionale Analphabeten. Etwa 2,3 Millionen Menschen in Deutschland zwischen 18 und 64 Jahren sind Analphabetinnen und Analphabeten im engeren Sinne. Sie können zwar einzelne Wörter lesend verstehen oder schreiben, nicht jedoch ganze Sätze. Rund 300.000 Menschen hierzulande können also nicht einmal ihren Namen schreiben. Zu diesen Ergebnissen kam vor einigen Jahren die wissenschaftliche Studie „leo. – Level-One“ der Universität Hamburg (beauftragt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung).
Bund und Länder haben seit der Veröffentlichung der Studie 2011 viele Initiativen zur Verbesserung der Alphabetisierung ins Leben gerufen und weitergehende Forschung angestoßen. Die damals etablierte „Nationale Strategie für Alphabetisierung und Grundbildung“ läuft 2016 aus. Mit ihrem gemeinsamen Antrag (Drs. 18/5090) fordern die Unions- und die SPD-Fraktion die Bundesregierung daher dazu auf, das Programm –wie im Koalitionsvertrag vereinbart – in eine „Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung“ zu überführen.
Nationale Dekade für Alphabetisierung ausgestalten
Bei der konzeptionellen Ausgestaltung setzen die Koalitionsfraktionen in ihrem Antrag auf die Weiterentwicklung bewährter Strategien und die Etablierung neuer Förderformate. Das Konzept basiert vor allem auf drei Instrumenten:
- ein familien- und lebensweltorientiertes Förderprogramm, welches die Schreib- und Lesepraxis in Familien stärken soll,
- den Ausbau arbeitsplatzorientierter Grundbildung, damit vor allem erwerbstätige Menschen mit Lese- und Schreibschwäche erreicht werden, und
- die Etablierung einer nationalen Koordinierungs- und Monitoringstelle, die die Aktivitäten auf Bundes- und Landesebene bündelt und Service und Beratung für die Betroffenen bietet.
Dazu betont die zuständige Berichterstatterin der SPD-Bundestagsfraktion, Marianne Schieder: "Die nationale Alphabetisierungsdekade ist dank der SPD-Bundestagsfraktion Teil des Koalitionsvertrages. Die Regierungsfraktionen haben im Haushalt 2015 Mittel in Höhe von knapp 20 Millionen Euro für den Kampf gegen funktionalen Analphabetismus und fehlende Grundbildung bereitgestellt."
Die Version des Antrages in einfacher Sprache kann hier heruntergeladen werden.