Er ist da in Vereinen aktiv. Ich glaube, er hat irgendein ganz normales Leben geführt. Er und seine Frau, sie haben Kinder großgezogen. Ich habe von manchen Sorgen erfahren; ich habe aber auch mitbekommen, wie stolz er auf das ist, was sie erreicht haben. Yusuf spricht mich immer persönlich an. Er meldet sich nie in öffentlichen Veranstaltungen, weil er sein Deutsch als zu schlecht empfindet. Er wohnt seit Jahrzehnten hier; aber er schämt sich, dass er die Sprache nicht kann. Ich persönlich finde: Für Scham ist da gar kein Platz; denn er hat in seinem Leben viel geleistet. Vielleicht hat er lange Jahre nicht gewusst, ob er überhaupt in diesem Land bleiben möchte, und natürlich gab es vor vielen Jahrzehnten all diese Unterstützungsangebote noch gar nicht, die wir heute kennen. Menschen wie Yusuf haben regelrecht Angst, auf diese Ämter zu gehen und eine Einbürgerung zu beantragen, weil sie nicht in hohem Alter wieder mit Nachfragen konfrontiert werden wollen, Prüfungen über sich ergehen lassen wollen. Ich finde es auch unangemessen, dass man ihnen das zumutet, insbesondere den Mitbürgerinnen und Mitbürgern aus der ersten Einwanderergeneration. Es ist meine Überzeugung und es ist auch unsere Überzeugung, dass gerade für diese erste Generation die Hürden für die Einbürgerung ja keinesfalls höhergelegt werden dürfen, sondern dass sie heute schon zu hoch sind und dass wir sie abbauen müssten. Denn es muss unser Ziel sein, dass wir dann, wenn sie sich schon zu uns bekennen wollen, sagen: Das ist eine gute Entscheidung, sie tut unserer Gesellschaft gut, und das unterstützen wir.
(Beifall bei der SPD)
Neben diesen formalen Hürden, die wir haben, gibt es aber auch eine andere Hürde, und das ist zum Beispiel eine Debatte wie diese, in der wiederholt Menschen aus anderen Ländern, mögen sie auch vor vielen Jahren gekommen oder schon in der soundsovielten Generation hier sein, immer wieder in Zusammenhang mit Kriminalität oder mit Sicherheitsrisiken gebracht und pauschal in eine Ecke gestellt werden. Dagegen, meine sehr verehrten Damen und Herren, müssen wir uns gemeinsam verwahren. Ich will dazu einfach sagen – ich glaube, ich kann hier für die breite Mehrheit dieses Hohen Hauses und auch für die breite Mehrheit unserer Bevölkerung sprechen –: Wer in diesem Land lebt, wer die Kriterien zur Einbürgerung erfüllt, wer den Schritt gehen möchte, sich voll zu uns zu bekennen und damit auch das Wahlrecht in Anspruch nehmen zu können, der ist uns herzlich willkommen. Wir freuen uns über diese Entscheidung, und wir ermutigen zu dieser Entscheidung. Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD