Dr. Sascha Raabe (SPD):
Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Heute ist ein guter Tag für Afrika, für viele Entwicklungsländer. Bisher ist es so gewesen, dass diese Länder, gerade auf dem afrikanischen Kontinent, vor Rohstoffreichtum eigentlich nur so strotzen und trotzdem zu den ärmsten Ländern und Regionen dieser Welt gehören. Das liegt natürlich daran, dass der Rohstoffreichtum leider oft in korrupten Kanälen versickert, sowohl auf der Geber- als auch auf der Nehmerseite. Damit das klar ist: Zur Korruption gehören immer zwei: Die, die bestechen, und die, die es annehmen. Mit diesem Gesetz wollen wir beiden Seiten das Handwerk legen. Jetzt muss offengelegt werden, wer schmiert. Nun kann das verhindert werden. In diesem Sinne ist das heute ein großer Schritt nach vorne für die Menschen in Afrika. Herzlichen Dank dafür!
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Erstmals werden große Unternehmen, die Erdöl, Erdgas, Kohle, Salze oder Erze fördern, Stein oder Erden abbauen oder auch Holzeinschlag in Primärwäldern betreiben, verpflichtet, über ihre Zahlungen an staatliche Stellen zu berichten, diese zu veröffentlichen. Es ist nun einmal so, dass Transparenz der erste Schritt ist, um
(B) Korruption zu verhindern. Ich zitiere hier einmal Tobias Kahler, den Deutschlanddirektor einer NGO, ONE, die sich da auch sehr eingesetzt hat. Der hat gesagt, dass das Abkommen, das auf EU-Ebene verabschiedet wurde und das wir heute umsetzen, ein großer Schritt nach vorne im Kampf gegen Korruption ist. Das Gesetz wird Licht in die oft dunkle Welt der Geschäfte mit Öl, Gas und wertvollen Rohstoffen bringen. Es wird den Bürgern zeigen, wohin das Geld, das für ihre natürlichen Ressourcen gezahlt wird, wirklich fließt. Dieses Gesetz wird möglicherweise Millionen Menschen aus extremer Armut befreien.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, auch wir, die SPD-Bundestagsfraktion, haben uns viele Jahre lang dafür eingesetzt, dass dieses Gesetz in der jetzigen scharfen Form auf EU-Ebene heute in Kraft tritt. Hierzu lag schon im Dezember 2012 ein Antrag vor. Ich bin froh, dass unser Hauptpunkt, nämlich die projektbezogene Offenlegung, berücksichtigt wurde. Durch die Offenlegungspflicht wird verhindert, dass nationale Gesetzgebungen, die dagegen stehen, wirksam werden, dass das sogenannte Tyrannenveto so wurde es genannt; es findet hier aber keinen Eingang unwirksam wird.
Wir finden es gut, dass wir über den Dodd-Frank Act der USA hinausgehend nicht nur die börsennotierten Unternehmen in diese Offenlegungspflicht hineingeführt haben. Heute reden wir ja über die nicht börsennotierten Unternehmen. Über die anderen werden wir hier noch im September sprechen. Wir werden sie dazu auffordern bzw. gesetzlich verpflichten, die Transparenzpflicht zu erfüllen und Offenlegungen vorzunehmen.
Es ist schön, wenn man sieht, dass nach vielen Jahren harter parlamentarischer Arbeit heute endlich ein Erfolg zu vermelden ist, dessen Effekte vielleicht heute in diesem Rahmen noch gar nicht abschätzbar sind. Es könnte uns aber gelingen, auch NGOs bzw. die Zivilgesellschaft in den Herkunftsländern durch die entsprechenden Berichte in die Lage zu versetzen, damit auch etwas anzufangen. Damit könnten wir die Zivilgesellschaft unterstützen. Die Menschen könnten dann auch gegebenenfalls zu ihren Gouverneuren bzw. Ministern gehen und diese fragen: Warum ist hier eigentlich ein ausländisches Unternehmen tätig? Sie könnten außerdem sagen: Alle Gewinne gehen außer Landes; die stehen doch uns zu. Im Prinzip wird mehr als das Sieben- oder Achtfache der Entwicklungshilfe für Afrika durch Exporte von Rohstoffen erzielt. Diese Einnahmen gehören endlich dahin, wo sie erwirtschaftet werden. Sie müssen den lokalen Gemeinschaften den indigenen Völkern, den Kleinbauern und den sonstigen Menschen vor Ort direkt zukommen. Die Menschen, die in diesen Ländern leben, haben endlich den Reichtum und den Gewinn verdient aber nicht die großen Konzerne oder korrupte Politiker. Deswegen hoffe ich, dass wir alle diesem Gesetz zustimmen werden, damit wir wirklich Menschen aus Armut befreien können.
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordnetender CDU/CSU)