Vielen Dank, liebe Frau Präsidentin.
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frau Brugger, es ist nett, dass Sie
uns an diesen guten Antrag erinnern. Das wäre nicht nö-
tig gewesen,
(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN]: Doch, sehr nötig!)
weil sich unsere Haltung gar nicht verändert hat. Unsere
Fraktion und auch die Große Koalition sprechen sich
weiterhin eindeutig für das Ziel der nuklearen Abrüstung
aus.
(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN]: Das ist doch Heuchelei! –
Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Dann muss
man aber auch etwas dafür machen!)
Wir haben uns in den letzten Jahren in diesem Haus immer
darauf verständigt; das war auch gemeinsame Position
der letzten Bundesregierungen. Ich bin froh, dass wir
uns bei all der Rhetorik, die man zu solch einer Gelegenheit
gerne vortragen kann – das ist ja in Ordnung –, auch
heute über dieses Ziel einig sind.
(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN]: Wenn man das Gegenteil tut, ist
das keine Einigkeit!)
Herr Kollege Ulrich, ich habe mir einiges aus Ihrer
Rede aufgeschrieben, weil ich glaube, dass man sich bei
dieser Debatte nicht nur Teile der Diskussion herauspicken
sollte, zumindest dann nicht, wenn man eine ehrliche
und angemessene Debatte führen will. Sie haben
gesagt, „still und heimlich“ würden wir jetzt neue Atomraketen
stationieren. Das entspricht natürlich nicht der
Wahrheit. Wir haben hier eine Situation, die etwas komplexer
ist, als es manchmal von diesem Podium aus dargestellt
wird. Ich darf Sie daran erinnern, dass auch Ihre
Fraktion es sehr begrüßt hat, dass wir in der Amtszeit von
Präsident Obama einen wichtigen Abrüstungsschritt gemacht
haben – das haben wir alle hier miteinander begrüßt
–, das sogenannte New-START-Abkommen. Man
muss sich auch noch einmal anschauen, wie die Debatte
in den USA abgelaufen ist. „Still und heimlich“ haben
Sie gesagt. In der sogenannten Nuclear Posture Review
von 2010 – das ist eine Überprüfung, die die Amerikaner
regelmäßig durchführen –
(Agnieszka Brugger [BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN]: Ja, sagen Sie das mal Ihrer Bundesregierung,
die immer so tut, als sei das alles
topsecret!)
ist ebendieses Modernisierungsprogramm enthalten. Insofern
kann man das nachlesen. Das ist weder still noch
heimlich passiert.
(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN]: Das ist auch nicht das Entscheidende!)
Man muss dieses Modernisierungsprogramm nicht
gut finden;
(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN]: Es geht doch nicht um Modernisierung
dabei!)
das ist überhaupt nicht meine These. Mir fallen viele
schöne Dinge ein, die man mit 10 Milliarden Dollar
machen kann. Nur: Über diese 10 Milliarden Dollar entscheidet
nicht der Deutsche Bundestag; darüber entscheidet
der amerikanische Kongress. Wenn Sie die Debatten
verfolgt haben, dann werden Sie mir zustimmen, dass es
eine Verbindung gab zwischen der Zustimmung des Kongresses,
der Nuclear Posture Review und dem Modernisierungsprogramm.
(Agnieszka Brugger [BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN]: Das war ein Kuhhandel!)
Noch einmal: Man muss das nicht gut finden; aber das ist
der Zusammenhang.
(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN]: Aber wenn man das nicht gut findet,
muss man das sagen!)
Und das war der wichtigste Schritt in Richtung Abrüstung,
den wir in den letzten Jahren gegangen sind. Die
Komplexität dieses Themas muss man von diesem Pult
aus vortragen dürfen.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)
Ich will noch einen Hinweis geben. Ich habe überhaupt
nichts dagegen, denselben Antrag noch einmal zu
beschließen.
(Alexander Ulrich [DIE LINKE]: Sie machen
ja nichts dafür, dass er umgesetzt wird!)
Ich bin mir nicht sicher, ob unser geschätzter Koalitionspartner
das machen würde; aber nehmen wir einmal an,
wir würden das gemeinsam machen. Das können wir gerne
jederzeit tun. Ich darf nur mit aller Höflichkeit an die
Erfahrungen aus der letzten Legislaturperiode erinnern.
Der damalige Außenminister ist mit großem Brimborium
nach Washington gereist und hat gefordert, jetzt müsse
etwas passieren, um dem Ziel einer Welt ohne Atomwaffen
näherzukommen; das hat mir übrigens emotional
durchaus gutgetan, weil das meiner Haltung entspricht.
(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]:
Man kann es auch geschickter machen!)
Aber ich frage Sie: Welches Ergebnis hat das gehabt? –
Gar kein Ergebnis!
(Zurufe von Abgeordneten der CDU/CSU:
Null!)
Ich glaube, es ist eine kluge Politik, dass wir uns in
der Großen Koalition auf einen – das gebe ich gerne
zu – mühsameren Weg verständigt haben. Dieser Weg
setzt auf Überzeugung – glücklicherweise nicht in diesem
Parlament; denn hier sind wir uns einig, und das ist
sehr wertvoll. Wir haben begonnen, unsere eigenen Verbündeten
davon zu überzeugen, dass es der richtige Weg
ist, in der NATO, unserem wichtigsten Bündnis, in dem
wir Mitglied sind, dafür zu sorgen, dass die nuklearen
Waffen abgezogen werden. Das ist die Position meiner
Fraktion, und dabei bleiben wir auch. Wir sprechen uns
darüber hinaus natürlich weiterhin für eine globale Nulllösung
im Bereich der nuklearen Waffen aus; auch das
darf hier deutlich gesagt werden. Deswegen begleiten
wir diesen wichtigen und schwierigen Prozess.
Ich hoffe und bin da ganz optimistisch, dass wir
vonseiten der Bundesregierung in den nächsten Monaten
vielleicht die eine oder andere Möglichkeit haben
werden, darauf hinzuwirken. Wir haben hier mehrfach
darüber diskutiert, dass es gerade angesichts der angespannten
weltpolitischen Situation eine Chance ist, dass
wir den OSZE-Vorsitz übernehmen werden. Wenn Sie
unseren Koalitionsvertrag sorgfältig lesen – ich nehme
an, dass Sie das beide getan haben, geschätzte Kollegen
und Kolleginnen von der Opposition –, dann werden Sie
darin nicht nur das Bekenntnis zur nuklearen Abrüstung
finden, sondern auch ein Bekenntnis zu einer neuen Initiative
im Bereich der konventionellen Abrüstung. Das
ist der Schritt, den wir gehen. Dafür wird sich unser
Außenminister engagieren.
Natürlich kann man keine Versprechungen machen.
Aber die Erfahrung ist doch: Wenn wir uns auf kleine
Schritte konzentrieren, die wir in schwierigen Verhandlungen
möglicherweise erreichen, weil das Umfeld nun
einmal so ist, wie es ist – das haben wir alle miteinander
bedauert –, dann ist das vielleicht auch eine Chance, im
Bereich der substrategischen Waffen einen Schritt voranzukommen.
Ich finde schon, Herr Kollege Ulrich, dass es
angemessen wäre, Ihre Fraktion würde eine solche Debatte
anmelden, wenn die russische Seite ihre taktischen
Nuklearwaffen modernisiert. Davon habe ich nichts gehört.
Deswegen ist das, was Sie gesagt haben, ein wenig
unglaubwürdig.
(Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE
GRÜNEN]: Die stationieren ja nicht bei uns!
So kann man sich einen schlanken Fuß machen!)
Ich danke für die Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)