In ihrer Rede vor dem Deutschen Bundestag spricht sichClaudia Moll MdB für eine grundsätzliche Verbesserung in der Pflege aus. Sie betont, dass die Lage in Altenheimen sehr schwierig sei, es bei allen Problemen aber auch Bürgerinnen und Bürger gäbe die ihre Angehörigen teilweise bis zur Erschöpfung zuhause pflegen. Hier greifen die Sofortprogramme leider nicht.    

Danke schön. – Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Bis zum 24. September 2017 habe ich 27 Jahre sehr gerne und mit Leidenschaft als Altenpflegerin gear­beitet. Ich liebe meinen Beruf. Ich vermisse meine Bewohner und die Kollegen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass der Pflegenotstand längst Realität geworden ist. Tag für Tag habe ich die Probleme in der Pflege mitbekom­men, die vielen Überstunden, den Stress und den Zeit­druck bei der Erfüllung der Aufgabe, allen Bewohnern eine vernünftige, respektvolle und würdevolle Versor­gung zukommen zu lassen.

Das Personal im Bereich der Pflege ist unterbezahlt, vollkommen überlastet und arbeitet sich krank.

Darunter leiden natürlich diejenigen, die auf eine qualita­tive Pflege angewiesen sind. Eines bitte ich zu beachten: Nicht jeder kann pflegen. Aber jeder von uns kann von heute auf morgen pflegebedürftig werden. Fakt ist jedenfalls, dass die Pflegebedürftigen, deren Fa­milien und das Pflegepersonal nicht alleine gelassen wer­den dürfen. Ich bin letztes Jahr angetreten, um unter anderem für meine Kolleginnen und Kollegen in der Pflege, aber auch für die Angehörigen und die zu Pflegenden Verbesserun­gen herbeizuführen. Ich freue mich, dass im Wahlkampf dieses Thema endlich einen entsprechenden Stellenwert bekommen hat; denn dieses Thema ist in der Lebensrealität vieler Men­schen angekommen, die selbst oder als Angehörige da­von betroffen sind. Deshalb wünsche ich mir, dass wir die nun angestoßene Debatte aufgreifen und fortführen. Die Probleme sind aber nicht nur mit Sofortprogram­men und Personalbemessungen gelöst, auch wenn dies vernünftige Schritte sind. Die Forderungen der Fraktion der Grünen sind insgesamt nicht schlecht, aber noch aus­baufähig. Vergessen dürfen wir nämlich nicht, dass die größte Gruppe des Pflegepersonals die Bürgerinnen und Bürger sind, die ihre Angehörigen teilweise bis zur Erschöpfung zu Hause pflegen. Hier helfen Sofortprogramme leider nur wenig. Ich hof­fe, dass wir uns mit allen anderen Fraktionen darauf verständigen, an dieser Stelle zusammenzuarbeiten und nicht nur Anträge schnell einzubringen, sondern auch Mehrheiten für eine bessere Pflege zu organisieren und umfassend an diesem Thema zu arbeiten.

Vor allem müssen wir endlich dafür sorgen, dass der Pflegeberuf attraktiver wird. Das hängt nicht nur von der Bezahlung ab; denn bei guten Rahmenbedingungen ist es ein wunderbarer Beruf. Dabei wird es endlich Zeit, dass Pflegekräfte für ihre körperlich und geistig schwere Arbeit angemessen bezahlt werden. Ich bin in den letzten Wochen und Monaten sehr oft gefragt worden, ob ich als kleine Altenpflegerin keine Angst vor der großen Politik in Berlin habe. Nein, ich habe keine Angst. Angst hatte ich in den vielen Nachtdiensten, wo ich alleine für 56 teilweise schwerst­kranke Menschen verantwortlich war und am nächsten Morgen froh war, dass der Dienst zu Ende und nichts passiert war. Damals hatte ich Angst. Aber ich habe keine Angst, hier zu stehen. Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich freue mich auf die Debatten über die Pflegesituation in unserem Land und wünsche mir, dass wir in diesem Bereich gemeinsam etwas anpacken. Vielleicht gibt es bald ein Pflegeminis­terium. Genau deshalb stehe ich hier.

Vielen Dank.