Jeannine Pflugradtstellte dar, wie wichtig die Gesundheit der Bevölkerung als Zukunftsthema ist. Dazu hätten sich die Mitgliedstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der europäischen Region auf das gemeinsame Rahmenkonzept „Gesundheit 2020“ geeinigt: Die darin vereinbarte „Strategie ist darauf ausgerichtet, gesundheitliche Ungleichheiten zu verringern.“

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Der Indikatorenbericht 2014 zeigt an vielen Stellen, bei denen „Nachhaltigkeit“ als langfristig, positives Wirken vom politischen Handeln als Ziel gesetzt ist, dass noch einiges mit mehr Anstrengung umgesetzt werden muss. Eine dieser Stellen ist der Indikator 14 e – Anteil der Menschen mit Adipositas – sprich Fettleibigkeit.

Die Gesundheit der Bevölkerung ist ein wichtiges Zukunftsthema und entscheidend für die ökonomische und soziale Entwicklung. Die Mitgliedsstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in der Europäischen Region haben sich deshalb auf ein gemeinsames Rahmenkonzept „Gesundheit 2020“ geeinigt. Die Strategie ist insbesondere darauf ausgerichtet, gesundheitliche Ungleichheiten zu verringern.
Besonders ausgeprägt ist die Bedeutung der sozioökonomischen Situation für die Verbreitung von Adipositas.

Starkes Übergewicht ist ein bedeutender Risikofaktor für Fettstoffwechselstörungen und Bluthochdruck, erhöht das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 und Herz-Kreislauf-Krankheiten und geht mit einer verringerten Lebenserwartung einher. Das alles ist uns bekannt und ist auch nicht neu. Der Anteil adipöser Personen ist in den niedrigen Statusgruppen deutlich größer als in den höheren Statusgruppen. Bei Frauen wirkt sich der sozioökonomische Status stärker aus als bei Männern, bei denen sich vor allem bei den 30- bis 44-Jährigen markante Unterschiede abzeichnen. Gleichzeitig nehmen aber Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status Präventionsangebote seltener in Anspruch als Personen mit höherem Status. 

In Deutschland ist in den vergangenen Jahren eine Zunahme von ungesundem Ernährungsverhalten und Bewegungsmangel festzustellen, in deren Folge die Anzahl der übergewichtigen Menschen zunimmt.

Es ist von besonderer Wichtigkeit, gegen den Anstieg ernährungsbedingter Krankheiten aktiv vorzugehen. Hierbei muss die Gruppe der Kinder und Jugendlichen in einen besonderen Fokus gerückt werden. Kindertageseinrichtungen und Schulen gelten wegen ihres universellen und vergleichsweise diskriminierungsarmen Zugangs als Schlüssel zur Verbesserung gesundheitlicher Chancengleichheit.

Die Daten der KiGGS-Studie (Robert-Koch-Institut) zeigen, dass Kinder und Jugendliche mit niedrigem Sozialstatus insgesamt seltener sportlich aktiv sind und Vereinssport treiben und mehr Zeit mit der Nutzung elektronischer Medien verbringen als Gleichaltrige aus der mittleren und hohen Statusgruppe. Hinzu kommt, dass sich Kinder und Jugendliche der niedrigen Statusgruppe ungesünder ernähren. Sie konsumieren deutlich häufiger etwa Weißbrot, Fleisch, Wurstwaren, Fast-Food-Produkte sowie fast alle zuckerreichen Lebensmittel und Getränke. Der Anteil der übergewichtigen und adipösen Kinder und Jugendlichen ist in der niedrigen Statusgruppe ebenfalls am größten. Bei den 3- bis 17-jährigen Mädchen und Jungen mit niedrigem sozioökonomischen Status sind 10,9 Prozent bzw. 9,2 Prozent von Adipositas betroffen. In der hohen Statusgruppe sind hingegen mit 2,6 Prozent bzw. 4,0 Prozent deutlich weniger Mädchen und Jungen adipös.

Präventive Maßnahmen sollen im besonderen Maße sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen mit einem niedrigen sozioökonomischen Status erreichen, da diese häufig einen schlechteren Gesundheitszustand haben. Diese Bevölkerungsgruppen nehmen, wie schon erwähnt, die verhaltenspräventiven Maßnahmen jedoch am wenigsten wahr. Daraus ergibt sich ein Bedarf an spezifischen Angeboten und an weiterführenden Ansätzen. Dazu gehören Maßnahmen zur Gesundheitsförderung nach dem Setting-Ansatz (in den spezifischen Lebenswelten) und verhältnispräventive Maßnahmen, die das Ziel haben, die Lebens-, Arbeits- und Umweltbedingungen so zu entwickeln, dass sie der Gesundheit der Bevölkerung dienen.

Es besteht weiterhin erheblicher Bedarf, die Bedeutung von Prävention und Gesundheitsförderung gesellschaftspolitisch zu stärken, finanziell auszubauen und neben den verhaltens- auch verhältnispräventive Maßnahmen umzusetzen sowie miteinander zu verzahnen. Darunter müssen unbedingt Initiativen, die ausgewogene Ernährung und körperliche Aktivität für alle Menschen unterstützen, in den Fokus genommen werden. Uns allen muss klar sein, dass natürlich in erster Linie die Eltern in der Pflicht sind, hierauf zu achten. Dennoch darf der Staat sie dabei nicht allein lassen, denn wir haben ein ureigenes  Interesse an der Senkung von horrend teuren Ausgaben im Gesundheitswesen, die man im Kindes- und Jugendalter bereits vermeiden kann.