Die Idee für diesen Besuch hatten die SPD-Abgeordneten im Rahmen des Parlamentarischen Abends des Deutschen Bibliotheksverbandes e.V. am 17. März 2011. Sie waren sehr daran interessiert, die mit der Digitalisierung verbundenen manuellen und technischen Vorgänge zu sehen. Dadurch bekamen sie eine Vorstellung davon, was es heißt, 200.000 Titel pro Jahr zu digitalisieren, wie es der Deutsche Bibliotheksverband e.V. in einem Thesenpapier zum Parlamentarischen Abend fordert.

Bei ihrem Besuch in der Staatsbibliothek informierten sich die Abgeordneten über die praktischen und technischen Herausforderungen der Digitalisierung von Büchern. Dabei wurde der enorme finanzielle, personelle und technische Aufwand dieses Verfahrens deutlich. Zugleich wurden mit Vertretern des Deutschen Bibliotheksverbandes und der Staatsbibliothek zu Berlin bislang ungelöste Fragen der Finanzierung und zum Umgang mit verwaisten Werken diskutiert.

Die Digitalisierung beinhaltet aus Sicht der SPD-Abgeordneten enorme Herausforderungen, aber auch Chancen im Umgang mit Kulturgütern. Dieser Prozess erfordert kulturpolitische Antworten, die den Erhalt, die Archivierung und die Zugänglichkeit der Digitalisate betreffen. Das Projekt der Deutschen Digitalen Bibliothek soll als „Kulturportal“ den breiten Zugang zu den verschiedensten kulturellen Werken ermöglichen. Gleichzeitig gibt es noch keine umfassende und abgestimmte Strategie, nach welchen Standards, welchen Prioritäten und mit welchen Ressourcen die einzelnen Kultureinrichtungen auf Bundes- und Länderebene Kulturgüter digitalisieren, um sie dauerhaft zu sichern, aber auch zugänglich und nutzbar zu machen.

Wegen der Bedeutung dieses Themas hat sich die SPD-Bundestagsfraktion zudem dafür eingesetzt, dass es am 25. Januar 2012 eine öffentliche Anhörung im Ausschuss für Kultur und Medien dazu geben wird. Grundlage der Anhörung ist unter anderem der Antrag der SPD-Bundestagsfraktion „‘Kulturelles Erbe 2.0‘ – Digitalisierung von Kulturgütern beschleunigen“ (Drs. 17/6296), mit dem die Bundesregierung im Wesentlichen aufgefordert wird, gemeinsam mit den Ländern eine nationale Digitalisierungsstrategie abzustimmen, umzusetzen und dem Bundestag darüber jährlich zu berichten; in diesem Bericht darzustellen, welche Ressourcen bereits vorhanden sind, für die Digitalisierungsarbeit eingesetzt bzw. zukünftig benötigt werden, welcher Handlungsbedarf im Hinblick auf Anpassungen des Urheberrechts, die Vereinheitlichung von Standards, Metadaten und Findmitteln für die Archivierung und Digitalisierung der Kulturgüter sowie hinsichtlich der Inventarisierung und Qualifizierung in den Kultur- und Wissenseinrichtungen besteht; sowie jährliche Finanzmittel für die langfristige Digitalisierungsarbeit bereitzustellen.    

Der Besuch im Digitalisierungszentrum der Staatsbibliothek zu Berlin hat die Dringlichkeit dieser Fragen erneut offenbart. Mit der Anhörung am 25. Januar 2012 sollen die offenen Fragen gemeinsam mit Experten vertieft werden. Die SPD-Bundestagsfraktion wird sich weiterhin für eine umfassende Digitalisierungsstrategie einsetzen.