Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Deutschland ist das Land der Ideen und Innovationen: Ingenieurskunst, medizinischer Fortschritt, Logistik, Transport und zukunftsweisende Entwicklungen im In­ternet

(Hans-Christian Ströbele [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und im Fußball!)

stehen exemplarisch für eine führende Rolle auf dem Markt der Ideen. Wir als SPD-Bundestagsfraktion wol­len, dass das auch so bleibt. Denn unsere Wirtschaft ver­dankt einen guten Teil ihrer Stärke und Robustheit eben gerade dem Erfindungsreichtum von Unternehmern, von Wissenschaftlern und von Tüftlern. Diese Stütze unserer Wirtschaft wollen wir schützen und noch weiter verstär­ken: schützen zum einen durch ein Urheberrecht, das auf der Höhe der Zeit ist, schützen aber auch – ich möchte das zum Hauptgegenstand meiner Rede zum Entwurf des Einzelplans 07 machen – durch eine Stärkung der Arbeit des Deutschen Patent- und Markenamtes.

Das deutsche Patent genießt nicht von ungefähr im in­ternationalen Kontext den Ruf, ein goldenes Patent zu sein. Auch darum geht beim Deutschen Patent- und Mar­kenamt eine beeindruckend hohe Zahl von Patentanträ­gen ein. Allein im Jahr 2013 wurden über 60 000 Patente angemeldet, darunter auch ein großer Teil von ausländi­schen Antragstellern: Antragsteller aus den Vereinigten Staaten von Amerika, aus Japan, der Republik Korea, aus Österreich, Schweden oder Taiwan. Das zeigt deut­lich: Das deutsche Patent genießt Wertschätzung in aller Welt.

Aber gerade dieser Stellenwert des deutschen Patents bringt Herausforderungen mit sich, die wir nicht auf die lange Bank schieben können, sondern die wir jetzt anpa­cken und lösen müssen. Zu den genannten über 63 000 Patentanmeldungen, die das DPMA 2013 erreichten, kommen nämlich noch 15 500 Gebrauchsmusteranträge, 60 000 Anträge auf Eintragung einer Marke und 55 000 Beantragungen zum Schutz eines Designs hinzu.

Die Quantität der Prüfungen allerdings ist nur die eine Seite der Medaille. Modernste Elektronik, Informations­technologie, Biotechnologie, aber auch die Globalisie­rung – das alles fordert immer größeres Fachwissen, eine immer größere Wissenstiefe auch in Bezug auf Details, und das immer auf dem aktuellsten Stand von Forschung und Technik und insbesondere von bereits vergebenen Patenten.

Derzeit gibt es im DPMA etwa 170 000 offene Vor­gänge. Dass eine gewisse Zahl von Patentanträgen im­mer in Bearbeitung ist, liegt in der Natur der Sache; aber der Rückstau wächst Jahr für Jahr. Die Anzahl der nicht bearbeiteten Anträge steigt jährlich um circa 5 000 an. Ich möchte an dieser Stelle dem Koalitionskollegen Klaus-Dieter Gröhler danken. Lieber Herr Kollege, Sie haben bereits im Juni betont, dass wir die Personalstruk­tur des DPMA einer kritischen Betrachtung unterziehen müssen. Dem kann ich nur beipflichten. Das vorhandene Personal und das Antragsaufkommen müssen in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen. Wir wollen in der Großen Koalition, dass das deutsche Patent wei­terhin attraktiv und ein goldenes Patent ist.

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Das wollen wir aus guten Gründen, nämlich weil es ga­rantiert, dass unser Land seinen Erfindern auch weiter­hin den bestmöglichen patentrechtlichen Schutz bietet, und weil es damit der Absicherung der Innovationskraft unserer Republik dient, einer Innovationskraft, die es zu bewahren gilt.

Meine Damen und Herren, egal wer seinen Zeigefin­ger mahnend erheben wird: Die Große Koalition will, dass das DPMA vernünftig ausgestattet ist und seinen Auftrag, das intellektuelle Eigentum zu schützen, ver­nünftig angehen kann. Aber ich sage auch deutlich – das unterscheidet uns von Teilen der Opposition; das wird auch durch einen Blick auf Ihren Antrag, Kollege Claus, aus dem letzten Haushaltsjahr deutlich –: Wir werden ganz bestimmt nicht irgendwelche Fantasiezahlen für zusätzliche Personalstellen in den Haushalt einstellen. Wir werden nicht einfach ohne Sachverstand Verände­rungen vornehmen, deren Umfang planlos und deren Nachhaltigkeit zweifelhaft ist. Nein, wir wollten und werden keinen Blindflug ohne Navigationsgeräte betrei­ben.

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)

Das müssen wir auch nicht. Das Patent- und Markenamt hat nunmehr eine Personalbedarfsermittlung vorgelegt. Diese werden wir in der Koalition kritisch begutachten und dann die sich daraus ergebenden richtigen Schritte einleiten – im Sinne der Innovationskraft unseres Lan­des, aber eben auch mit Blick auf gestaltende Führung eines ausgeglichenen Haushalts.

Der Schutz der Wirtschaftskraft ist übrigens auch Be­standteil unseres Verständnisses von Verbraucherschutz. Nein, das ist kein Widerspruch – ganz im Gegenteil: Eine gute Verbraucherpolitik schützt und stärkt nämlich auch diejenigen Unternehmer, die ihr Geschäft redlich betreiben. Für diejenigen, die schon in der Vergangen­heit zum Beispiel ihre Angebote im Internet deutlich als kostenpflichtig ausgewiesen haben, waren klarere Rege­lungen zur Kennzeichnung kein Verlust an Gestaltungs­möglichkeiten, sondern ein Gewinn an Wettbewerbs­gleichheit. Das gilt übrigens auch für andere Bereiche. Die Einführung des Bestellerprinzips bei den Immobili­enmaklern schafft Wettbewerbsgleichheit und schützt diejenigen, die bereits heute die Kosten durch den Be­steller des Auftrags bezahlen lassen und dadurch eine schwierigere Wettbewerbsposition vorfinden.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Unsere Reform im Bereich des Anlegerschutzes und die Einrichtung eines Finanzmarktwächters sorgen da­für, dass seriösen Akteuren auf dem Finanzmarkt nicht von windigen Anbietern, die sich durch die Täuschung von Kleinanlegern bereichern wollen, der Rang abgelau­fen wird. Und indem wir uns für Fahrgastrechte einset­zen, sei es in der Bahn, im Flugzeug oder im Fernbus, belohnen wir die Beförderungsunternehmen, die schon jetzt die Rechte der Passagiere achten, statt sich vor ih­ren Pflichten zu drücken.

Meine Damen und Herren, ich habe deutlich gemacht, dass auch im Geschäftsbereich des Bundesministers der Justiz und für Verbraucherschutz nicht nur über schein­bar trockene Rechtssetzungs- und Rechtsdurchsetzungs­akte entschieden wird. Eine gute Justizpolitik und ein weitsichtiger Verbraucherschutz sind auch wirtschafts­politisch wichtige Aufgaben. Sie bestimmen über unser Zusammenleben, aber eben auch über die Frage der Wirtschafts- und Innovationskraft unseres Landes. In diesem Sinne wird die Große Koalition weiterhin gestal­tend die vor uns liegenden Herausforderungen angehen.

(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU)