Die SPD-Fraktion hat schon 2010 davor gewarnt, dass die Reform nicht von oben nach unten durchgedrückt werden könne. Außerdem würden Chancen für entscheidende Weichenstellungen vertan. Zudem müssten alle Beschäftigten der Bundeswehr über die Ziele der Reform und den Stand der Umsetzung lückenlos informiert werden, fordern die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in ihrem Positionspapier. Sie wollen die Reform nicht rückgängig machen, aber nachjustieren und zwar in folgenden Bereichen:
Zentralistische Ausrichtung
Anders als die Bundesregierung will die SPD-Fraktion diejenigen, die von Reformentscheidungen betroffen sind, in die Umsetzung stärker einbinden. Dazu sollen die jeweiligen Ebenen auch Befugnisse erhalten.
Europäische Integration und Kooperation
Gemeinsam mit den Partnern in der Europäischen Union soll ein Leitprogramm zum Umfang der zivilen und militärischen Kräfte entwickelt werden. Deutschland soll die Initiative für die Einrichtung gemeinsamer europäischer Streitkräfte ergreifen. Außerdem soll die Beschaffungs- und Ausrüstungsplanung mit den anderen Ländern abgestimmt werden. Notwendig sei ein Gesamtansatz. Die SPD kritisiert das Prinzip „Breite vor Tiefe“ nach dem die Bundesregierung vorgehe und schlägt stattdessen vor, innerhalb der Bundeswehr auf Fähigkeiten zu verzichten, wenn ein Bündnispartner diese Lücke schließen kann.
Finanzen
Die SPD-Fraktion will den Verteidigungsetat umschichten, damit die Bundeswehr modern und leistungsfähig ausgerüstet bleibe und der Dienst attraktiv gestaltet werden kann. Die Streitkräfte sollen europäischer werden, dazu müsse jedoch auch das Budget moderat erweitert werden.
Ausrüstung und Beschaffung
Neben einer zwischen den Bündnispartnern abgestimmten Beschaffung von Ausrüstung müsse definiert werden, welche industriellen Kernfähigkeiten für die europäischen Streitkräfte notwendig seien. Die Umgehung der Rüstungsexportrichtlinien zur besseren Auslastung der wehrtechnischen Industrie, lehnt die SPD-Fraktion ab. Die Fähigkeiten beim Kommando Strategische Aufklärung sollen zu Computer Netzwerk Operationen (CNO) technisch weiter ausgebaut werden, um im Wettbewerb bestehen zu können. Dazu müsse die Bundeswehr auch geeignetes Personal gewinnen.
Nachsteuerung in der Struktur
Die SPD-Fraktion will ein Gesamtkonzept zur Stärkung aller Freiwilligendienste vorlegen. Darin soll auch ein weiterentwickelter Freiwilligendienst bei der Bundeswehr aufgenommen werden. Die Inspekteure sollen wieder eine Funktion im Ministerium erhalten.
Die Strukturen sollten so verändert werden, dass Defizite im Fernmelde- und Aufklärungsbereich sowie bei den Hubschraubern, dem Feldjäger- und Sanitätsdienst beseitig werden. Auch die Erweiterung der Einsatzdauer auf sechs Monate entspreche nicht den Vorstellungen der SPD-Fraktion von Fürsorge und Betreuung. Die Auslagerung des Zivilpersonals lehnen die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten ab. Zudem müsse die Reduzierung der zivilen Beschäftigten moderat erfolgen, damit vermieden werden kann, dass die Streitkräfte zusätzliche Aufgaben übernehmen müssen.
Attraktivitätsprogramm
Nicht alle Maßnahmen, die seit mehr als zwei Jahren in einem Attraktivitätsprogramm in 82 Punkten verankert sind, seien aus Kostengründen auf einmal zu realisieren. Deshalb will die SPD-Fraktion ein Programm auf den Weg bringen, dass über acht bis zehn Jahre die Maßnahmen angeht und auch die Finanzierung sichert.
Nachsteuern bei Standortentscheidungen
Die Standortentscheidungen will die SPD-Fraktion noch einmal auf Effizienz und Notwendigkeit überprüfen. Das BImA-Gesetz (Bundesamt für Immobilienaufgaben) soll so geändert werden, dass Kommunen und Gemeinden in strukturschwachen Gebieten zu besonderen Bedingungen Liegenschaften der Bundeswehr übernehmen können.