Die Nationale Alphabetisierungsdekade ist dank der SPD-Bundestagsfraktion Teil des Koalitionsvertrages. Am Welt-Alphabetisierungstag (8. September) ist sie gestartet. Bund und Länder wollen in den kommenden zehn Jahren die Lese- und Schreibfähigkeit von Erwachsenen in Deutschland deutlich verbessern. Mit einem gemeinsamen Koalitionsantrag (Drs. 18/5090) haben die CDU/CSU- und die SPD-Abgeordneten für ihre Ausgestaltung ein inhaltliches Konzept vorgelegt. Auf der Grundlage einer Empfehlung des Bildungsausschusses (Drs. 18/6179) hat der Bundestag den Antrag am 2. Oktober 2015 beschlossen.

Das Konzept beinhaltet unter anderem die Etablierung eines familien- und lebensweltorientierten Förderprogramms, welches die Schreib- und Lesepraxis in Familien stärken soll. Zudem soll die arbeitsplatzorientierte Grundbildung gestärkt werden, damit vor allem erwerbstätige Menschen mit Lese- und Schreibschwäche erreicht werden. Die Einrichtung der nationalen Koordinierungs- und Monitoringstelle soll die Aktivitäten auf Bundes- und Landesebene bündeln und Service und Beratung für die Betroffenen bieten.

7,5 Millionen Deutsche sind funktionale Analphabeten

Hintergrund des Vorstoßes von Union und SPD ist, dass 7,5 Millionen Menschen in Deutschland nicht richtig lesen oder schreiben können und als sogenannte funktionale Analphabeten gelten. Bei ihnen seien die Kompetenzen in Schrift und Sprache niedriger als die jeweiligen beruflichen und gesellschaftlichen Anforderungen. Analphabeten im engeren Sinne seien mehr als vier Prozent, das sind rund 2,3 Millionen Menschen der erwerbsfähigen Bevölkerung in Deutschland, heißt es in dem Antrag.

Die Regierungsfraktionen haben im Haushalt 2015 Mittel in Höhe von knapp 20 Millionen Euro für den Kampf gegen funktionalen Analphabetismus und fehlende Grundbildung bereitgestellt. Eine gute Investition: Denn Lesen und Schreiben sind Grundvoraussetzung für den Erwerb von Fachwissen und unverzichtbar für die Bewältigung des Alltags und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.

„Jetzt geht es darum, die von Bundesministerin Wanka angekündigten Maßnahmen des Bundes weiter zu konkretisieren und in die breite Praxis zu tragen. Etwa bei der Ausgestaltung von alltagsnahen Kursangeboten, der regionalen Vernetzung oder der Unterstützung der Länder bei der Qualifizierung von Personal“, sagte der stellvertretende bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Oliver Kaczmarek, im Vorfeld der Bundestagsdebatte. Bei den angekündigten 180 Millionen Euro für die zehn Jahre sehe die SPD-Fraktion noch Spielraum nach oben, so Kaczmarek. „Die Akteurinnen und Akteure der Alphabetisierungsarbeit verstehen die Ausrufung der Dekade als politisches Versprechen, das wir innerhalb der zehn Jahre mit sichtbaren Ergebnissen erfüllen müssen.“

Konzept auch in „Leichter Sprache“

Den Antrag über die Dekade für Alphabetisierung bietet die SPD-Fraktion auch in vereinfachter Sprache an (zur PDF-Version). „Wir wollen, dass sich Menschen mit Lese- und Rechtschreibschwäche leichter selbstständig über die Forderungen der Koalitionsfraktionen zur nationalen Dekade für Alphabetisierung und Grundbildung informieren können“, begründet die zuständige Berichterstatterin der SPD-Fraktion Marianne Schieder.

 

Jasmin Hihat