„Früher war ich in der Welt unterwegs. Heute steigt die Welt zu mir ins Taxi“, sagt Forschner. Schon in den 1980er-Jahren fuhr der gebürtige Heidelberger als Student Taxi in Berlin, damals noch in der geteilten Stadt. Das war ein einträglicher Job. „Der Markt war besser als heute. Weniger Taxen und die Leute hatten mehr Geld in der Tasche“.

Forschner findet es richtig und wichtig, dass nun endlich auch in Deutschland ein gesetzlicher Mindestlohn eingeführt wird: „Das wurde Zeit, dass hier eine moralische Untergrenze eingezogen wird“. Allerdings müssten nun Lösungen gefunden werden, wie es zu realisieren ist, dass der Mindestlohn gezahlt wird. Da liege in Berlin noch nichts auf dem Tisch, berichtet er.

Seit dem 1. Januar 2015 muss bundesweit in der Taxi-Branche der gesetzliche Mindestlohn bezahlt werden. Die Verbände der Branche haben es nicht geschafft, sich auf eine Übergangslösung zu einigen, weshalb es jetzt kurz nach Jahresbeginn holpert. Im baden-württembergischen Pforzheim wurden wegen des Mindestlohns bereits im Dezember 2014 die Preise erhöht. In Berlin steht eine Preiserhöhung noch aus. Der Mindestlohn gilt auch für die Zeit, in der Taxifahrer am Taxistand auf Kundschaft warten, und das ist gut so. Jetzt muss die Branche neue Bezahlmodelle entwickeln, denn bislang waren angestellte Taxifahrer am Umsatz des Unternehmens beteiligt.

82 Prozent der deutschen Bevölkerung sprach sich im März 2014 sprachen sich in einer Umfrage (ZDF-Politbarometer / Forschungsgruppe Wahlen) für die Einführung eines gesetzlichen, flächendeckenden Mindestlohns aus. Aber Preiserhöhungen, die daraus resultieren, dass nun auch für die Taxifahrer eine sozial gerechtere Bezahlung gelten soll, stehen bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern in der Kritik. Volker Forschner erzählt, dass ihn ein paar Fahrgäste danach gefragt hätten, doch weil es in Berlin noch keine Fahrpreisänderungen gibt, wissen er und seine Kolleginnen und Kollegen noch nicht, wie es sich tatsächlich auswirken wird.

Der Taxiunternehmer rechnet damit, dass es eine Marktbereinigung geben wird. Denn in Berlin gebe es einfach zu viele Taxen. Laut Auskunft des Taxiverbandes Berlin-Brandenburg sind bald mehr als 8000 Wagen in der Hauptstadt unterwegs. Als Forschner im damaligen Westberlin hinterm Steuer saß, waren es zwar auch schon 5007, aber die Einkünfte waren besser. Jetzt müssten sich immer mehr Taxiunternehmen den Kuchen teilen. Dazu kommen Chauffeur- und Limousinenservices, sagt Forschner. Und nicht zu vergessen: die Car-Sharing-Angebote. Auch sie sind eine Alternative, heißt es auf der Website des Taxiverbandes Berlin-Brandenburg. 

Forschner fordert, dass sich bei der Ausbildung zum Taxifahrer etwas ändern müsse. Die Prüfung der Ortskenntnis reiche längst nicht mehr aus: „Wir sind Dienstleister“. Für ihn steht an erster Stelle, für den Fahrgast eine angenehme Atmosphäre im Auto zu schaffen, zum Beispiel durch gute Gespräche oder auch durch Schweigen und Ruhe. „Denn wer von einem Kongress kommt oder als Politiker nach vielen Reden in ein Taxi steigt, der will nicht mehr reden. Die wollen abschalten“, sagt er. Ebenso seien Fremdsprachenkenntnisse in Berlin gefragt, denn die Fahrgäste kämen aus allen Teilen der Welt nach Berlin. Er selbst spricht fließend englisch, weil er in den 1980er-Jaren auch in Groß-Britannien gelebt und gearbeitet hat.

Forschner glaubt daran, dass man auch heute noch hinterm Taxisteuer gut verdienen kann, wenn man sich als Dienstleister versteht. Zudem müsse der Markt durch die Genehmigungsbehörde stärker reguliert werden sowie kriminelle Auswüchse strafrechtlich verfolgt werden.

Ich drücke ihm die Daumen für sein junges Unternehmen und weiß, beim ihm sitzen frau und man sicher und gut betreut auf der Rückbank. Ich werde nie ein Taxi über UBA bestellen – darüber war ich mir auch schon vorher sicher.

Anja Linnekugel