Im Jahr 2011 wurde auf Initiative der SPD-Bundestagsfraktion ein gemeinsamer Antrag der Fraktionen CDU/CSU, SPD, FDP und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in den Bundestag eingebracht, mit dem die damalige Bundesregierung aufgefordert wurde, sich bei den Vereinten Nationen für die Einrichtung eines Weltmädchentages einzusetzen. Der Bundestag nahm den Antrag mit großer Mehrheit an. Ein Jahr später wurde dann der Internationale Weltmädchentag das erste Mal begangen. Ziel des Jahrestages ist es, auf die Lage von Mädchen aufmerksam zu machen, denn sie sind noch immer besonders häufig Opfer von Gewalt, Ausbeutung, Ausgrenzung und Benachteiligungen - weltweit. Auch der SPD-Bundestagsfraktion ist es wichtig, öffentlichkeitswirksam auf die Rechte der Mädchen aufmerksam zu machen und Maßnahmen zu entwickeln, mehr Geschlechtergerechtigkeit in Entwicklungs- ebenso wie in Industrieländern zu erreichen.

Erschreckende Zahlen

Gerade, aber nicht nur in Entwicklungsländern ist die Situation von Mädchen unter 18 Jahren teils dramatisch: 14 Millionen Mädchen weltweit werden jährlich zwangsverheiratet, jedes neunte davon noch bevor es 15 Jahre alt ist; jedes dritte Mädchen zwischen 13 und 19 Jahren hat bereits Gewalt erlitten, die Hälfte aller sexuellen Übergriffe richten sich gegen Mädchen unter 16 Jahren, und zwei Drittel aller Analphabeten sind Mädchen und Frauen. In einigen Gesellschaften beginnt die Ungleichbehandlung von Mädchen sogar schon vor der Geburt, wenn gezielt weibliche Föten abgetrieben werden.

Als Ursachen für die Ungleichbehandlungen werden von Expertinnen und Experten Aspekte wie Armut, kulturelle Denkweisen und Traditionen, aber auch persönliche Überzeugungen genannt. Ein entscheidender Schritt hin zu mehr Gleichbehandlung ist Bildung. Nach Angaben der UNESCO gehen 65 Millionen Mädchen weltweit nicht zu Schule. Gelingt es einem Entwicklungsland jedoch, die Schuldbildung von jungen Mädchen - und auch Jungen - voranzutreiben, sinken erfahrungsgemäß die Geburtenrate unter minderjährigen Mädchen und die Kindersterblichkeit, gleichzeitig steigt das Pro-Kopf-Einkommen. Die Bedeutung von Bildung hob auch Maike Röttger von Plan Deutschland hervor, die am Mittwoch im Entwicklungshilfeausschuss den Abgeordneten einen Überblick über eine aktuelle Studie anlässlich des Weltmädchentages gab. 

Michaela Engelmeier, zuständige Berichterstatterin der SPD-Fraktion, macht zudem darauf aufmerksam, dass viele Mädchen nach ihrer Geburt nicht offiziell registriert werden würden. Aber nur wer registriert ist, hat Mitbestimmungsrechte und Zugang unter anderem zu Bildung. Engelmeier wirbt daher dafür, niedrigschwellige Registrierungsangebote zu schaffen, etwa mittels Handys, die zum Beispiel in Afrika weit verbreitet sind.

Mit Blick auf die Zukunft und den anstehenden Post-Agenda-2015-Prozess, weist Bärbel Kofler, entwicklungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, darauf hin, dass in der Agenda Gleichberechtigung als eigenes Ziel stärker verankert werden müsse. Aber auch bei allen anderen neu zu verhandelnden Zielen der UN-Entwicklungsagenda müssten die Rechte von Mädchen und Frauen einfließen. „Nur dann ist eine nachhaltige Veränderung erreichbar“, so Kofler.
Der Internationale Weltmädchentag muss aus Sicht der SPD-Bundestagsfraktion über reine Symbolpolitik hinausgehen. Daher unterstützt die Fraktion von Beginn an den Tag und setzt sich umfassend für die weltweiten Rechte von Mädchen ein.

Johanna Agci