Während Pakistan nahezu ausschließlich unter afghanistanpolitischen, früher kaschmirpolitischen, Gesichtspunkten wahrgenommen wird, schwelen ungelöste Konflikte mit Indien weiter, und die Frage des Umgangs mit dem pakistanischen Atomwaffenprogramm bleibt unbeantwortet. Gleichzeitig steht das Land innenpolitisch angesichts von unklaren Machtstrukturen, Governance-Defiziten, Terror, schwacher wirtschaftlicher und sozialer Infrastruktur und Naturkatastrophen vor dramatischen Herausforderungen.
In dem gemeinsamen Antrag mit Bündnis 90/Die Grünen „Eine kohärente Gesamtstrategie für Pakistan - Für eine aktive Einbindungsdiplomatie, Stärkung der demokratischen Kräfte und eine verlässliche Entwicklungszusammenarbeit“ (Drs. 17/11033) fordert die SPD-Bundestagsfraktion die Bundesregierung auf, mit den EU-Mitgliedsstaaten eine Gesamtstrategie für Pakistan zu entwickeln. Die Außenpolitik der EU muss Pakistan eine höhere Priorität einräumen und in politische Konfliktlösungen in der Region einbinden. Die demokratischen Kräfte in Parlament, Regierung und Justiz sind zu stärken.
Auch die Zivilgesellschaft muss unterstützt werden. Vor allem Minderheiten, Frauen sowie Journalistinnen und Journalisten und Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechtsverteidiger sind zu unterstützen. Die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit müssen erhöht werden. Damit sollen insbesondere dezentrale Governance-Strukturen sowie das Bildungs- und Gesundheitssystem gefördert werden. Die Regierung soll bei Pakistan und Indien mit Nachdruck für einen Beitritt zum Atomwaffensperrvertrag (NVV) werben und von den USA den Respekt der pakistanischen Souveränität, ein Ende der völkerrechtswidrigen Drohnenangriffe und nächtlichen Überfälle im Rahmen von ‚capture or kill‘-Aktionen fordern und militärische Drohungen gegenüber Pakistan kritisieren.