In deutschen Hörsälen tummeln sich etwa so viele Frauen wie Männer.
Frauen machen ebenso wie die Männer ihre Hochschulabschlüsse. Das ist
heute so, und das war auch schon vor zwanzig Jahren so. Die großen Karrieren
machen allerdings heute wie vor zwanzig Jahren in der Regel die Männer.
In den 30 DAX-Unternehmen sind gerade mal 14 der 188 Vorstandsposten
mit Frauen besetzt. Das ist ein Frauenanteil von sieben Prozent.

Frauen haben aber nicht nur seltener Posten in Chefetagen. Sie verzichten
auch häufiger zugunsten von Kindern auf ihre Karriere. Zudem verdienen
Frauen weniger als ihre männlichen Kollegen: Ihre Bruttogehälter
sind durchschnittlich 22 Prozent geringer als die von Männern.

Die SPD-Bundestagsfraktion sorgt nun mit gesetzlichen Regelungen dafür,
dass sich das ändert. Ein zentraler Baustein auf dem Weg hin zu mehr
Geschlechtergerechtigkeit ist die gesetzliche Frauenquote: Mindestens
30 Prozent der frei werdenden Aufsichtsratsposten in börsennotierten und
voll mitbestimmungspflichtigen Unternehmen müssen ab 2016 Frauen bekleiden.
Wird die Quote nicht erfüllt, bleibt das Aufsichtsratsmandat unbesetzt.

Kultur verändert sich

SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann ist sicher, dass Frauenkarrieren
damit vom Ausnahmefall zur Normalität werden: „Diese gesetzliche Intervention
wird eine ‚kritische Masse‘ an Frauen in die Führungsgremien der
deutschen Wirtschaft bringen, die unsere Kultur verändern wird.“ Wenn
auch nicht alle Frauen unmittelbar von der Quote profitierten, das Rollenverständnis
werde sich ändern, sagt Oppermann.

Auch am anderen Ende der Karriereleiter stärkt die SPD-Bundestagsfraktion
Frauen: Der Mindestlohn sorgt dafür, dass dem Lohndumping ein Riegel
vorgeschoben wird. Gerade weil viele Frauen in schlecht bezahlten
Branchen tätig sind oder sich als Minijobberinnen verdienen, wird diese gesetzliche
Regelung sie in Form einer Gehaltserhöhung unterstützen.

Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen

Eine zentrale Stellschraube für mehr Geschlechtergerechtigkeit ist zudem
die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der Rechtsanspruch auf einen
Kinderbetreuungsplatz und der damit einhergehende Ausbau von Betreuungsplätzen
war der erste Schritt.

Zudem hat die SPD-Fraktion das ElterngeldPlus durchgesetzt. Ab dem 1. Juli 2015 ermöglicht es Eltern, länger Elterngeld zu beziehen, wenn beide in Teilzeit arbeiten. Es fördert auch die partnerschaftliche Erziehungsarbeit. So soll es dafür sorgen, dass die Kinderbetreuung künftig weder reine Frauensache noch Karrierehemmnis ist.
Frauenquote, Mindestlohn und das ElterngeldPlus tragen zu mehr Geschlechtergerechtigkeit bei.

Das geplante Gesetz zur Entgeltgleichheit wird der nächste Schritt sein. Damit die alte Geschichte von den Studentinnen, die nie Chefinnen werden, ebenso der Vergangenheit angehört, wie die schlecht bezahlte Frisörin.

Der Beitrag stammt aus der aktuellen Ausgabe der Arbeitnehmerzeitung "Gute Arbeit".