Der Stromleitungsbau ist ein Eckpfeiler der Energiewende. Doch dieser ist in den letzten Jahren längst nicht so erfolgt, wie es bei beim Ausbau der erneuerbaren Energien notwendig gewesen wäre. In Deutschland ist bislang die Hochspannungs-Drehstrom-Übertragung (HDÜ) Standard. Künftig soll auf den neuen Stromtrassen auch die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) zum Einsatz kommen. Bei der Stromübertragung über größere Entfernungen mittels HGÜ weist die Erdverkabelung weniger Risiken hinsichtlich der technischen Umsetzung und der Kosten, auf als eine Erdverkabelung von Drehstromleitungen über lange Strecken. Zudem liegen mit Gleichstrom-Erdkabeln über längere Strecken mehr Erfahrungen vor als mit Drehstromkabeln.
„Mit dem Ergebnis können wir alle sehr zufrieden sein – stellt es doch einen weiteren wichtigen Meilenstein zur Realisierung der Energiewende und zum Erhalt der Bürgerakzeptanz dar“, sagte der zuständige Berichterstatter der SPD-Fraktion, Johann Saathoff, in der Debatte.
Der für die Energiewende notwendige Netzausbau kann nun endlich Fahrt aufnehmen. Denn ohne ausreichende Leitungen kann der Strom aus erneuerbaren Energien nicht vom Ort seiner Erzeugung zu den Verbrauchern transportiert werden. Das würde im ungünstigen Fall bedeuten, dass ein Windpark im Norden abgeregelt und ein konventionelles Kraftwerk (Kohle, Gas) im Süden angeschaltet werden müsste, wobei beide gefördert werden. Das ist nicht nur ineffizient, sondern kostet auch mehrere hundert Millionen Euro im Jahr. Keine Leitungen zu bauen kann daher letztlich teurer sein, als Leitungen zu bauen.
Erdverkabelung im Gleichstromleitungsbau
Auch um die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger für die großen Stromtrassen zu erhöhen, hat die SPD-Bundestagsfraktion den Vorrang der Erdverkabelung im Gleichstromleitungsbau durchgesetzt. Dies gilt vor allem für die großen geplanten Gleichstromtrassen SuedLink und die Südostpassage.
„Nur wenn die Bürgerinnen und Bürger den Leitungsausbau genauso unterstützen wie die Energiewende an sich, kann die Energiewende gelingen“, betonte Johann Saathoff. Viele Gespräche mit Bürgerinitiativen hätten ihm gezeigt, dass die Menschen beim oberirdischen Leitungsbau Sorge um das Landschaftsbild haben, aber auch um den Werterhalt ihrer Immobilien. Ebenso würden Einbußen in den ländlichen Regionen befürchtet, in denen der Tourismus gerade erst aufgebaut werden konnte. Auch Ängste vor gesundheitlichen Auswirkungen der Stromleitungen seien oftmals geäußert worden, stellte Saathoff dar: „Diese Sorgen muss man ernst nehmen und wir haben sie ernst genommen!“
Im technisch wesentlich anspruchsvolleren Bereich der Drehstromleitungen ist es der SPD-Bundestagsfraktion gelungen, auch die von der Union in Frage gestellten Projekte, die die Bundesländer über den Bundesrat eingebracht haben, zu sichern. Das sind insgesamt elf Pilotstrecken. Hier sollen Erdkabel verlegt werden, wenn die Abstände zu Wohnbebauungen unterschritten oder Naturschutz- oder Artenschutzbelange betroffen sind. Damit besteht nunmehr die Chance, die Teilerdverkabelung unter unterschiedlichen regionalen Bedingungen zu testen und Innovationen voranzubringen. Festzuhalten bleibt, dass die SPD-Bundestagsfraktion auch zu weiteren energiewirtschaftlich sinnvollen Pilotprojekten für Erdverkabelung bei Drehstromleitungen bereit gewesen wäre. Dies wurde allerdings vonseiten der Union abgelehnt.