Das Interesse der über 50 namhaften Medienexpertinnen und -experten an dieser Veranstaltung zeigte, dass das Thema angesichts der aktuellen Diskussionen über grundsätzliche und strukturelle Probleme der Presselandschaft in Deutschland richtig gewählt war. Die überregional aufsehenerregenden Insolvenzen der Nachrichtenagentur DAPD und der „Frankfurter Rundschau“ sowie die Einstellung der „Financial Times Deutschland“ führen zu der Frage nach politischen Konsequenzen der dafür zugrunde liegenden Ursachen. Umso wichtiger ist es, diese sehr genau zu analysieren und zu differenzieren. Mit dem Antrag „Freiheit und Unabhängigkeit der Medien sichern - Vielfalt der Medienlandschaft erhalten und Qualität im Journalismus stärken“ (Drs. 17/10787) hat die SPD die bestehenden Herausforderungen, aber auch mögliche Lösungsansätze beschrieben. Das Fachgespräch sollte auch dazu dienen, diese Positionen zu vertiefen und ggfs. weitere, über die Medienpolitik hinausgehende Rahmenbedingungen für Qualitätsjournalismus zu beleuchten.
Als erster von drei Hauptrednern unterstrich Helmut Heinen, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), die schwierige Lage der Presseverlage. Sein Statement beleuchtete vor allem die Einnahmequellen der Verlage als Voraussetzung für die Finanzierung von Journalismus und ist hier dokumentiert: (http://www.medienpolitik.net/2013/02/regulierungwirtschaftliche-rahmenbe....
Dr. Marc Jan Eumann, Medienstaatssekretär in Nordrhein-Westfalen, stellte konkrete Aktivitäten des Landes NRW vor. Die „Initiative Lokaljournalismus“ unterstütze die Weiterbildung von fest angestellten und freien Lokaljournalisten, eine Fortführung nach erfolgreicher Testphase werde nun geprüft. Angedacht sei die Gründung der "Stiftung Vielfalt und Partizipation", zu deren Aufgaben die Förderung von Medienkompetenz, die Aus- und Weiterbildung von Medienschaffenden, die mit der lokalen und regionalen Berichterstattung befasst sind, die Finanzierung einer Stiftungsprofessur für Lokaljournalismus sowie Recherchestipendien gehören sollen, um den Strukturwandel der Zeitungen insbesondere im regionalen Bereich positiv zu unterstützen.
Prof. Dr. Stephan Weichert von der Macromedia Hochschule für Medien in Hamburg beschrieb zukünftige Optionen zur Finanzierung von Journalismus, die internationale Entwicklungen wie Mäzenatentum und Crowdfunding, aber auch die Chancen der Digitalisierung in den Blick nehmen. Dabei sollten aus seiner Sicht vier Aufgaben entsprechender Modelle im Vordergrund stehen: Recherche, journalistische Innovationen, Medienkritik und Qualität des journalistischen Angebots.
Die drei Hauptstatements wurden von Michael Konken, Bundesvorsitzender des Deutschen Journalistenverbands (DJV), Ekkehard Sieker, freier Wissenschafts- und Fernsehjournalist, Horst Röper, Geschäftsführer des FORMATT-Instituts und Cornelia Haß, Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di, kommentiert.
Die anschließende Diskussion zwischen Experten und Gästen reflektierte unterschiedlichste Facetten der Debatte um die Zukunft des Journalismus und seiner Finanzierung.
Die SPD-Bundestagsfraktion wird diese wertvollen Hinweise sorgsam auswerten und in die Formulierung ihrer medienpolitischen Vorhaben einfließen lassen. Der nächste Medienpolitische Dialog ist am 18. April 2013 mit dem Themenschwerpunkt öffentlich-rechtlicher Rundfunk geplant.
Thomas Friebel