Eine aktuelle Studie hat ergeben, dass der „funktionale Analphabetismus“ in Deutschland 14,5 Prozent der Bevölkerung betrifft – das ist doppelt so viel wie bislang angenommen. Die Betroffenen können zwar teilweise einzelne Sätze lesen oder schreiben, nicht jedoch zusammenhängende Texte wie etwa Arbeitseinweisungen, Behördenbriefe, Zeitungen oder Bücher. Bisherige Bemühungen reichen nicht aus, um die betroffenen Menschen aus dem sozialen und ökonomischen Abseits zu holen und ihre gesellschaftliche Teilhabe zu sichern.
In einem Antrag fordert die SPD-Bundestagsfraktion deshalb einen „Grundbildungspakt“ (Alpha-Pakt) von Bund, Ländern und Kommunen, um die Zahl der Betroffenen zu halbieren. Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften, Sozialverbände, Kirchen und Medien sollen an der Entwicklung und Umsetzung eines solchen Paktes beteiligt werden.
Als Einstieg in eine Alphabetisierungs-Offensive fordern die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten jährlich 20 Millionen Euro mehr vom Bund. Damit sollen deutlich mehr Plätze in Alphabetisierungskursen finanziert werden. Gemeinsam mit den Ländern sollen für diese Kurse qualitätssichernde Rahmenstandards festgelegt und Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für die Lehrenden entwickelt werden.
Außerdem will die SPD-Fraktion die Angebote berufsbegleitender Grundbildung ausbauen, die soziale Begleitung der Betroffenen verbessern und eine Medienkampagne ins Leben rufen, damit Analphabetismus entstigmatisiert wird und die Betroffenen ermutigt werden, aus ihrer Anonymität herauszutreten und Kurse zu besuchen.