Vor 25 Jahren fand in der damaligen DDR die friedliche Revolution statt, die schließlich zur Wiedervereinigung beider deutscher Staaten führte. Was im Sommer 1989 mit einer Ausreisewelle über Ungarn und die Tschechoslowakei begann, entwickelte sich zum Herbst der Montagsdemonstrationen.

Friedliche Revolution stritt für Freiheit

Bereits nachdem die Wahlfälschungen bei den DDR-Kommunalwahlen offensichtlich waren, hatten sich Oppositionsgruppen wie das Neue Forum im Mai 1989 gegründet. Im Herbst formierte sich der Protest gegen das Regime auf den Straßen. Mutige Bürgerinnen und Bürger forderten in Städten wie Leipzig, Rostock und Berlin mutig ihre Rechte ein. Sie wollten Freiheit: Meinungsfreiheit, Reisefreiheit und Pressefreiheit. Sie wollten das Land, in dem sie lebten, verändern, offener und demokratischer gestalten.

Am 7. Oktober 1989 wurde die Sozialdemokratische Partei in der DDR (SDP) in Schwante in der Nähe von Berlin gegründet. Es war der gleiche Tag, an dem das 40-jährige Bestehen der DDR von den Mächtigen des Landes gefeiert wurde. Diese Feierlichkeiten wurden von den immer stärker werdenden Protesten überschattet. Bereits am 18. Oktober 1989 wurde der langjährige Staatschef Erich Honecker abgelöst. Am 09. November 1989 öffnete sich schließlich die Berliner Mauer. Darauf hatten die Menschen in Ost und West seit langem gehofft.

Kraftakt nach der Wiedervereinigung

Die nächsten Wochen und Monate waren von Runden Tischen geprägt, an denen auch Mitglieder der noch jungen SDP vertreten waren. Am 18. März 1990 fanden die ersten freien Wahlen in der DDR zur Volkskammer statt. Mit 88 Abgeordneten war die SDP in der Volkskammer vertreten. Schon wenige Monate später löste sich die Volkskammer auf.

Am 3. Oktober 1990 fand in Berlin die offizielle Feier zur Deutschen Wiedervereinigung statt. Der folgende Vereinigungsprozess war ein Kraftakt für das gesamte Land, aber vor allem für die  Menschen in Ostdeutschland. Viele von ihnen verloren ihren Arbeitsplatz, weil die dortigen Betriebe nicht wettbewerbsfähig waren oder von der westlichen Konkurrenz abgewickelt wurden.

Stärkung der Wirtschaftskraft bleibt zentrale Aufgabe

Heute, 24 Jahre danach, haben sich die Lebensverhältnisse in Ost und West weitgehend angenähert. Ein Blick in den Jahresbericht der Bundesregierung zum Stand der Deutschen Einheit 2014 zeigt wo wir stehen.

Das Bruttoinlandsprodukt hat sich in Ostdeutschland seit der Wiedervereinigung zwar verdoppelt, erreicht aber nicht mehr als zwei Drittel des Niveaus im Westen. Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen prägen dort das Bild. Großunternehmen fehlen weitestgehend. Die Konzernzentralen befinden sich zu 95 Prozent im Westen.
Im Jahresdurchschnitt 2013 wurde in Ostdeutschland die niedrigste Arbeitslosenzahl seit der Wiedervereinigung erreicht. Aber mit 10,3 Prozent ist die dortige Arbeitslosenquote gegenüber 6 Prozent in Westdeutschland noch immer deutlich höher.

Das Steueraufkommen beträgt in Ostdeutschland zwei Drittel des Aufkommens in Westdeutschland. Je Einwohner beträgt es in Flächenländern im Osten 937 Euro gegenüber 1 837 Euro in westdeutschen Flächenländern. So können die ostdeutschen Länder ihre Aufgaben durchschnittlich nur zu 50 Prozent aus den eigenen Steuereinnahmen decken. Die westdeutschen Länder erreichen immerhin über 80 Prozent.

Bei der demografischen Entwicklung steht Ostdeutschland vor einer enormen Herausforderung. Viele Menschen haben den Osten für einen Arbeitsplatz im Westen verlassen. Von 1990 bis jetzt ist die Bevölkerungszahl in Ostdeutschland um 11 Prozent gesunken. Obwohl auf Grund der Anziehungskraft Berlins im Jahr 2013 mehr Menschen von West- nach Ostdeutschland gezogen sind als umgekehrt, wird davon ausgegangen, dass bis 2030 ein weiterer Rückgang der Bevölkerung um 40 Prozent stattfindet.

Die Stärkung der Wirtschaft in Ostdeutschland bleibt weiterhin eine zentrale Aufgabe. Nur so können Arbeitsplätze gesichert und geschaffen werden sowie auch das Steueraufkommen in den neuen Ländern verbessert werden. „Die im Grundgesetz verankerte Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse bleibt auf der politischen Tagesordnung und Maßstab einer dem Gemeinwohl verpflichteten deutschen Politik“, heißt es im Jahresbericht zum Stand der Deutschen Einheit 2014.

Anja Linnekugel