Die Methode Gorleben wird immer deutlicher: In den Ministerien und den nachgelagerten Behörden saßen die beamteten Wissenschaftler als „Strippenzieher“, flankiert von der angeblich unabhängigen Wissenschaft, diese wiederum teilweise gesponsort von der Atomlobby. Dies wurde erneut deutlich bei der jüngsten Vernehmung im Untersuchungsausschuss "Gorleben, berichtet Ute Vogt.

 

Bei der Zeugenvernehmung von Prof. Kühn wurde sehr schnell klar: Wenn man hier Einsicht erwarten würde, von jemanden der jahrzehntelang auf die falsche und mittlerweile abgewählte Atomtechnik gesetzt hat, würde man enttäuscht den Saal verlassen. Prof. Kühn war Mitbegründer der "Kerntechnischen Gesellschaft", einer Lobby von Wissenschaftlern im "Atomforum". Auch im "Deutschem Atomforum" selbst arbeitete Kühn in den 1980er Jahren in verschiedenen Arbeitsgruppen mit, teilweise gleichzeitig mit Verantwortlichen der Gorleben-Entscheidung. Von 1965 bis 1995 arbeitete Kühn für die "Gesellschaft für Strahlenforschung" später "Helmholtz-Zentrum München". Beide Organisationen waren von 1964 bis 2009 wiederum Mitglied im Deutschen Atomforum. Ab 1995 war Prof. Kühn Wissenschaftlicher Leiter der Asse. Zu seiner Verantwortung dort - Stichwort: "Absturztechnik" und "Laugeneinflüsse" - wurde Kühn zwei Mal im Asse-Untersuchungsausschuss in Hannover befragt. Auch beim Gorleben-Moratorium der rot-grünen Bundesregierung im Jahre 2000 war Kühn schnell zur Stelle: Als Mitverfasser einer Klage des Freistaates Bayern gegen das Moratorium und als "Negativ-Gutachter" im Auftrag der Energieversorgungsunternehmen.

 

Prof. Kühns Verflechtung mit der Atomindustrie ist evident. Auf Frage, ob er sich angesichts seiner zahlreichen Verbindungen mit zahlreichen Lobbyorganisationen noch als "unabhängigen Wissenschaftler" sehe, beantwortete Kühn mit: "Natürlich!" Weniger Einsicht geht nicht.

 

Die Methode Gorleben wird immer deutlicher: In den Ministerien und den nachgelagerten Behörden saßen die beamteten Wissenschaftler als "Strippenzieher", flankiert von der angeblich unabhängigen Wissenschaft, diese wiederum teilweise gesponsort von der Atomlobby. Wer Kritik am Projekt Gorleben äußerte, wie der ebenfalls im Ausschuss vernommene international renommierte Geologe Prof. Duphorn, wurde abserviert. Der ehemalige Forschungsminister Volker Hauff skizzierte diese Problematik bei seiner Vernehmung im Asse-Unterschungsausschuss folgendermaßen: "Es war offensichtlich eine Art "closed shop" mit der Ächtung Andersdenkender."

 

 

Es bleibt die Frage nach den Motiven der "closed shop"-Gruppe. War Kühn ein wissenschaftlicher Politiker oder politischer Wissenschaftler? Die Übergänge erscheinen fließend. Oder, wie in Gorleben: Nicht vorhanden.