Was ging dir durch den Kopf als klar war, dass du in den Bundestag einziehen wirst?

Als erstes dachte ich: Geschafft! Dann gingen mir die letzten Monate noch einmal bildlich durch den Kopf. Wir haben in Friedrichshain-Kreuzberg und Prenzlauer Berg Ost einen sehr intensiven Wahlkampf mit vielen Terminen und Aktionen gemacht. Das waren harte Wochen mit vielen 18-Stunden-Tagen. Danach habe ich sofort an die vielen Genossinnen und Genossen gedacht, die mich in den zurückliegenden Monaten unterstützt haben. Wir haben alle zusammen an einem Strang gezogen und nach 15 Jahren endlich wieder ein Bundestagsmandat erobert. Das ist eine gemeinsame Leistung, auf die ich stolz bin.

Wie war dein Eindruck nach den ersten Zusammentreffen mit den anderen SPD-Bundestagsabgeordneten? Was nimmst du von den ersten Fraktionssitzungen mit?

Das war total spannend. Da ich in der letzten Legislaturperiode Mitarbeiterin hier war, kannte ich viele Abgeordnete und Mitarbeiter persönlich, die mir zu meinem Bundestagsmandat gratuliert haben. Aber an den Rollenwechsel von der Mitarbeiterin zur Abgeordneten musste ich mich erst gewöhnen.

Was musstest du als neues Mitglied im Bundestag alles nach dem 22. September organisieren?

Da war einiges zu organisieren. Erst einmal haben wir auf die Zuteilung der Räume gewartet. Bis die dann voll ausgestattet sind, dauert es ja auch noch eine Zeit. Daneben musste ich mir mein Büroteam zusammenstellen und mich in die ersten Themen einlesen, weil man als neue Abgeordnete sofort mit Post überschüttet wird. Da war meine Hauserfahrung sicherlich hilfreich. Gleichzeitig muss nach dem Wahlkampf jede Menge nachbereitet werden: Auswertung der Wahlergebnisse, Abhängen der Plakate und das Aufräumen des Kreisbüros. Es gab also Einiges zu tun.

Welcher Politikbereich interessiert dich? In welchem Bundestagsausschuss und in welcher Fraktionsarbeitsgruppe würdest du gern mitarbeiten?

Mich interessiert der Bereich Finanzen. Als Volkswirtschaftlerin denke ich, dass ich gute Qualifikationen dafür mitbringe. Im Finanzressort werden zentrale Weichenstellungen vorgenommen. Gerade bei den vielen Investitionen, die wir in den nächsten Jahren auf den Weg bringen wollen, müssen wir schauen, wie sich die Einnahmeseite des Staates entwickelt.

Was ist dein selbstgestecktes Ziel in deiner ersten Wahlperiode? Was willst du für deinen Wahlkreis/dein Bundesland bewegen, und was willst du inhaltlich für das gesamte Land erreichen?

Kinderarmut, Lohnarmut, Altersarmut – ja Armut insgesamt – sind drängende Probleme. In Berlin und auch in Friedrichshain-Kreuzberg sind davon überproportional viele Menschen betroffen. Gerade in meinem Wahlkreis kommen die steigenden Mieten noch dazu, sodass viele Menschen an den Rand der Stadt gedrängt werden und die Kieze sich entmischen. Dieses Problem zu lösen bzw. in den nächsten vier Jahren mit vielen kleinen Schritten anzugehen, wird eine meiner Aufgaben werden.

Zentral bei der Bekämpfung von Armut sind gerechte und gute Löhne. Deshalb ist es extrem wichtig, dass wir den Niedriglohnsektor eindämmen und darauf hinwirken, dass den Menschen in diesen Bereichen Löhne gezahlt werden, von denen sie leben können. Insgesamt müssen wir in unserer Gesellschaft wieder einen stärkeren sozialen Ausgleich erreichen, bei dem starke Schultern deutlich mehr tragen als schwache Schultern.