Mit diesen Worten leitete der Schweizer Ökonom Prof. Dr. Hans-Chistoph Binswanger in seinen Vortrag ein. Er plädierte für eine Beschränkung der wirtschaftlichen Wachstumsraten auf 1,8 Prozent im globalen Schnitt. Zudem erklärte er, eine solche Mäßigung sei notwendig, um den begrenzten ökologischen Ressourcen Rechnung zu tragen und um Finanzkrisen als Folge einer ungezügelten Vermehrung der Geldmenge samt eines unbegrenztes Wachstum entgegenzuwirken. Die Wachstumsraten sollten nicht auf Null gesenkt, aber spürbar eingedämmt werden. Die Ausweitung der Geldmenge könne beschränkt werden, indem man Banken verpflichte, ihre als Buchgeld an Investoren vergebenen Kredite vollständig bei Zentralbanken zu hinterlegen und abzusichern. Zudem forderte er Änderungen beim Unternehmensrecht von Aktiengesellschaften mit dem Ziel, Gewinndruck und Wachstumszwänge zu mindern.

Nach den Erläuterungen Binswangers sind die Kreditfinanzierung von Firmen und damit die seit der Aufhebung der Goldbindung eigentlich unbeschränkte Geldschöpfung durch die Banken der Motor des wirtschaftlichen Wachstums. Investitionen von Unternehmen würden mit Hilfe von Krediten getätigt, deren Refinanzierung inklusive Zinsen nur über Wachstum möglich sei, auch der Gewinn der Firmen müsse über Wachstum erwirtschaftet werden. Ein Nullwachstum sei nach der Logik dieses Systems unmöglich. Aus Sicht des Schweizer Wissenschaftlers birgt die im Prinzip unbegrenzte Wachstumsspirale jedoch ökonomische und ökologische Risiken. Werde etwa im Zuge einer ungezügelten Wachstumsdynamik die Geldvermehrung zu stark ausgeweitet, wandere Geld in die Spekulation, wodurch Finanzkrisen nach dem Muster von 2008/2009 heraufbeschworen werden könnten. Auch stehe einer unbegrenzten Wachstumsdynamik die Knappheit der nutzbaren natürlichen Ressourcen entgegen. Eine Steigerung der Energie- und Rohstoffeffizienz helfe indes nicht viel, wenn die globalen Wachstumsraten auf dem heutigen Niveau von vier bis fünf Prozent verblieben.

Binswanger sagte, eine hundertprozentige Hinterlegung der von Banken vergebenen Kredite bei den Zentralbanken verschaffe diesen die Möglichkeit, die Vermehrung der Geldmenge aktiv zu steuern und so von vornherein in einem sinnvollen Rahmen zu halten. Zusätzlich werde die Wachstumsdynamik verlangsamt, wenn bei Aktiengesellschaften nur noch ein Teil der Aktien an den Börsen gehandelt werden dürfe. Weniger Wachstumsdruck gehe laut Binswanger auch von Firmen aus, die als vollhaftende Gesellschaft oder als Stiftungen konzipiert sind.
In einer Stellungnahme zu Binswangers Ausführungen betonte Edelgard Bulmahn, Geld werde auch benötigt, um Investitionen in Innovationen wie etwa in energiesparende Techniken zu finanzieren. Der Sachverständige Karl-Heinz Paqué kritisierte, in Binswangers Modell komme der technische Fortschritt als Wachstumsfaktor nicht vor. Der Sachverständige Norbert Reuter sagte, in entwickelten Ländern werde es künftig ohnehin kaum noch höhere Wachstumsraten geben, da zeichne sich sogar die Gefahr einer Schrumpfung mit entsprechenden Krise ab. Für die Abgeordnete Kerstin Andreae von Bündnis90/Die Grünen ist zur Eindämmung der Spekulation eine Finanztransaktionssteuer besser geeignet als eine Änderung des Aktienrechts.

Ein kritische Überprüfung der Thesen von Herrn Prof. Dr. Hans-Christoph Binswanger durch den Sachverständigen Norbert Reuter und das Video zur Sitzung finden sie hier.