Auch die Abgeordneten der SPD-Bundestagsfraktion stellen sich den Fragen der Bürgerinnen und Bürger in ihren Wahlkreisen. Sie diskutieren und informieren rund um das Thema Organspende. Alle sind herzlich eingeladen, sich zu informieren, nachzufragen und mitzudiskutieren. Und zwar auf Veranstaltungen, an Infoständen sowie auf unserer facebook-Seite.
„Täglich sterben Menschen, die leben könnten, wenn ein Spenderorgan zur Verfügung stünde. Entschiedene Schritte sind nötig, um die Bereitschaft zur Organspende zu fördern. Information und Aufklärung sind wichtig, reichen aber nicht aus. Wir müssen Wege finden, dass jeder Mensch sich mit der Frage seiner eigenen Spendebereitschaft ernsthaft befasst.”
Dr. Frank-Walter Steinmeier, Vorsitzender der SPD-Bundtagsfraktion
Deutschland belegt bei der Organspende weltweit nur einen Platz im unteren Mittelfeld - das soll sich ändern
Im Jahr 2010 spendeten in Deutschland 1.296 Menschen nach ihrem Tod ihre Organe, d. h. die Spenderquote liegt bei knapp 16 Organspenden pro eine Million Einwohner. Damit liegt Deutschland weltweit nur im unteren Mittelfeld. Pro Jahr warten in Deutschland ca. 12.000 Menschen dringend auf ein Spenderorgan, aber nur 3.000 können eines erhalten. Pro Tag sterben drei Menschen, weil sie nicht rechtzeitig ein Organ erhalten haben. Dabei sagen fast 70 Prozent der Deutschen ja zur Organspende, aber nur rund 25 Prozent trägt tatsächlich einen Organspendeausweis bei sich. Aus Umfragen geht hervor, dass die Spendebereitschaft höher ist, wenn man sich mit dem Thema bereits befasst hat.
Im europäischen Vergleich belegt Spanien die Spitzenposition mit mehr als 34 Organspenden pro einer Million Einwohner, d. h. mehr als doppelt so viele wie in Deutschland und mehr als in jedem anderen Land Europas. Wo liegen die Gründe dafür? Liegt es an der in Spanien geltenden Widerspruchsregelung? Oder ist der bessere organisatorische Ablauf von Organspende bis Transplantation der ausschlaggebende Grund?
Bundestag diskutiert Wege zur Erhöhung der Bereitschaft Organspender zu werden
Zwischen der Spendebereitschaft der Bevölkerung und der Dokumentation dieses Willens gibt es Umfragen zufolge eine Lücke. Die Gründe sind zu hinterfragen und bei der parlamentarischen Debatte mit zu berücksichtigen. Über die Fraktionsgrenzen hinweg gibt es Bestrebungen, diese Lücke zu schließen. Insbesondere die SPD-Bundestagsfraktion setzt sich dafür ein, mit einer Änderung des Transplantationsgesetzes die Organspendebereitschaft der Menschen zu erhöhen.
Handlungsbedarf besteht einerseits in der Verbesserung der technisch-praktischen Prozesse bei der Organspende und -transplantation, z. B. durch die verpflichtende Einrichtung eines Transplantationsbeauftragten in jedem Krankenhaus oder Verbesserung der Abläufe. Ein anderes wichtiges Thema betreffen die gesellschaftspolitisch sensiblen Fragestellungen, nämlich die der Einwilligung und der Feststellung des Todes im Zusammenhang mit einer potenziellen post-mortalen Organentnahme.
Zwei öffentliche Anhörungen im Juni
Im Juni 2011 wird der Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestages dazu zwei öffentliche Anhörungen durchführen. Am 8. Juni 2011 wird der technisch-praktische Teil behandelt. Am 29. Juni 2011 wird über die ethisch-rechtlichen Fragen der Organspende diskutiert. Die ethisch-rechtliche Diskussion behandelt u. a. die Frage, ob Veränderungen des geltenden Transplantationsgesetzes vorgenommen werden sollten. Diskutiert werden zur Erhöhung der Organspendebereitschaft folgende Vorschläge:
Gruppenanträge zur Änderung des Transplantationsgesetzes noch vor der Sommerpause
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Befürworter der Beibehaltung der erweiterten Zustimmungslösung gehen davon aus, dass diese Lösung, wie sie das bisherige Transplantationsgesetz vorsieht, ausreichend ist. Es soll vermehrt Aufklärungsarbeit geleistet bzw. strukturiertere Abläufe im Organspendeprozess geschaffen werden.
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Die Widerspruchslösung ist die am weitesten gefasste Regelung. Sie bestimmt, dass ein Verstorbener jederzeit als Spender in Frage kommt, es sei denn, er hat zu Lebzeiten ausdrücklich einer Spende widersprochen.
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Die Erklärungslösung wurde als Vorschlag vom Deutschen Ethikrat eingebracht. Nach der Erklärungslösung sollen sich die Bürger nach einer guten und strukturierten Information einmal im Leben entscheiden, ob sie zur Organspende bereit sind. Diese Entscheidung kann in einem persönlichem Dokument (z. B. Elektronische Gesundheitskarte, Personalausweis oder Führerschein) vermerkt werden und sollte jederzeit wieder rückgängig gemacht werden können.
Diskutiert wird zusätzlich, ob die Errichtung eines Organspenderegisters, in dem die Erklärungen dokumentiert werden können und aus dem sich die erklärte Spendenbereitschaft im Notfall schnell ermitteln lässt, sinnvoll ist.
Noch vor der Sommerpause sollen fraktionsübergreifende Gruppenanträge für eine Änderung des Transplantationsgesetzes in den Deutschen Bundestag eingebracht und intensiv diskutiert werden. Hier entscheidet jede und jeder Abgeordnete für sich selbst und es gibt keine Fraktionsentscheidung.
Wir werden die Debatte begleiten und stellen uns gern Ihren Fragen.
Forsa-Umfrage zeigt: Zwei Drittel der Bevölkerung wollen eine Änderung des Transplantationsgesetzes
Rund zwei Drittel der Bevölkerung in Deutschland spricht sich für eine Änderung des Transplantationsgesetzes. Das ergibt eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK). 41 Prozent der Befragten sprachen dabei für die so genannte Entscheidungslösung bzw. Erklärungslösung aus. Für die derzeit geltende Zustimmungslösung, nach der nur derjenige Organspender ist, der dies in einem Organspendeausweis festgehalten hat, sprach sich jeder dritte Bundesbürger aus. 23 Prozent der Befragten sind dafür, die Widerspruchslösung einzuführen.
Die TK-Umfrage zeigt, dass augenblicklich nur 18 Prozent der Deutschen einen Organspendeausweis besitzen, obwohl 86 Prozent angeben, der Organspende positiv gegenüber zu stehen. Besonders groß ist der Informationsbedarf laut der TK-Umfrage bei den 26- bis 35-Jährigen. In dieser Gruppe gab die Hälfte der Befragten an, mangels Information noch keinen Organspendeausweis ausgefüllt zu haben. Bei den über 65-Jährigen fühlt sich nur jeder Fünfte nicht ausreichend informiert.
Für die bundesweit repräsentative Untersuchung im Auftrag der TK befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Mai dieses Jahres 1.003 erwachsene Männer und Frauen in Deutschland.