„Exzellenzen, meine sehr verehrten Damen und Herren!

Ich danke Ihnen sehr herzlich für die Einladung. Sie haben mich angeschrieben mit den Worten: „Gerade jetzt wo wir Opfer von rechtsradikalen Schmierereien geworden sind, hoffen wir, dass Sie uns mit Ihrem Besuch beehren und damit ein Zeichen der Solidarität setzen.“ Dieses Zeichen will ich gerne geben. Diese Schmiereien sind kein Angriff nur auf diese Moschee, sie sind ein Angriff auf uns alle.

Es gibt ein evangelisches Kirchenlied „Wir glauben all an einen Gott“. Wie immer wir uns diesen Gott genau vorstellen, wenn wir an einen glauben, ich bin sicher: Es gibt keinen Gott, dem es gefällt, wenn Menschen sich anfeinden und verletzen. Gott kann nur ein Gott des Friedens sein.

Ich möchte noch einen Gedanken mit Ihnen teilen: Friede beginnt in uns drin. Und manchmal gibt es Gefühle, die dem entgegenstehen. Gefühle anderer können gut oder schlecht sein, sie können verletzen. Aber sie sind da. Drängen wir sie weg, kommen sie nur stärker zurück. Wenn ich am Wochenende meine Mutter besuche und ihr erzähle, „Ich war übrigens diese Woche in Hamburg bei der Eröffnung einer Moschee und diese Moschee war früher eine evangelische Kirche“, ich glaube, da würde ihr vielleicht etwas herausrutschen: „Oh, das ist aber schade.“ Vielleicht würde sie auch sagen, dass sie sich wünscht, in Islamischen Ländern wäre es genauso möglich, christliche Kirchen zu bauen, wie heute eine Moschee in Deutschland.

Das ist eigentlich keine gute Reaktion, wenn ein anderer sich freut und gerade ein Fest feiert. Und meine Mutter wollte auch gar niemanden verletzen, sondern einfach nur ausdrücken, wie sie es empfindet, wenn weniger, schwächer wird, was ihr als evangelischer Christin wichtig ist. Ich glaube, wir müssen solche Gefühle erst einmal zulassen, gegenseitig aushalten, ihnen Zeit geben und am besten darüber sprechen. Unterdrückte Gefühle landen irgendwann als Schmiererei auf einer Wand. Uns in den anderen hineinversetzen, miteinander auch über solche Gefühle sprechen schafft Frieden.

Dann erinnern wir uns, dass die Freude unseres Nächsten auch unsere Freude ist, so wie auch das Leid eines anderen uns nicht unberührt lässt. Und das geteiltes Leid halbes Leid, geteilte Freude aber doppelte Freude ist.

Damit wünsche ich Ihnen ein freudiges Fest, viele, vielleicht auch skeptische aber neugierige Besucherinnen und Besucher am Tag der offenen Moschee und uns allen den Frieden, nachdem wir uns doch alle sehnen.“