Nach zwei Amtszeiten – mehr lässt die Stiftungssatzung nicht zu – stand Klaus Staeck nicht mehr zur Wahl. Diese fand am 30. Mai 2015 statt: Die 45. Mitgliederversammlung der Akademie der Künste wählte erstmalig und mit großer Mehrheit eine Frau zu ihrer Präsidentin, die Filmregisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin Jeanine Meerapfel – ein Ergebnis übrigens, das sich Klaus Staeck im Vorfeld ausdrücklich gewünscht hatte.
Die SPD-Bundestagsfraktion dankt Klaus Staeck für seine unermüdliche Arbeit und seine Verdienste um die Akademie der Künste!
In der Ausstellung „Kunst für alle“ konnten die Abgeordneten regelrecht spüren, welche Motive Klaus Staeck in dem, was er sein ganzes künstlerisches und politisches Leben lang betrieben hat, bewegt: ein offener, aber auch ein politischer Kunstbegriff. Eine Kunst, die ihre Möglichkeiten, öffentliche Aufmerksamkeit zu erregen und Denkanstöße zu initiieren, nicht nur nutzt, sondern regelrecht provoziert.
Seine lebendige Erzählung der vielen spannenden und oft auch ungemein lustigen Hintergründe einzelner Kunstwerke und Kunstaktionen machten den Ausstellungsbesuch für die Abgeordneten zu einem wirklich einzigartigen Erlebnis. Sicher nicht allzu oft hat man die Gelegenheit den Menschen, den Künstler und den Politaktivisten Klaus Staeck so direkt zu erleben. Wie nur wenige hat er die gesellschaftlichen Debatten in unserem Land in einer Phase künstlerisch und politisch mitbegleitet, in der noch um wesentliche Grundzüge unserer Gesellschaft gerungen wurde. Vieles von dem, was damals erreicht wurde, ist für uns heute so selbstverständlich und war zu dieser Zeit politisch hochumkämpft.
Das, was der Künstler, Verleger, Zeitzeuge und Sammler Klaus Staeck in der Ausstellung „Kunst für alle“ erstmals umfassend ausstellt, entwirft ein Panorama der Kunst seit den 60er Jahren und der gesellschaftspolitischen Geschichte der Bundesrepublik. Wie eine Collage sind in direkter Zusammenschau mehr als 300 Multiples und Grafiken zu sehen, darunter einige der berühmtesten Objekte der Auflagenkunst, mit der Künstler wie Joseph Beuys, Hanne Darboven, Daniel Spoerri, Wolf Vostell und viele andere seit den 1960er-Jahren die Regeln des Marktes unterliefen. Postkarten und Plakate zu politischen Aktionen, Rauminszenierungen und Material-Tableaus zu den einfallsreichen Initiativen der Selbstorganisation, von der anarchisch ausufernden „Intermedia ‘69“ über alternative Kunstmessen bis zur 3. Bitterfelder Konferenz 1992 dokumentieren die Veränderung der Kunstwelt durch die Künstler selbst. Ästhetisch überaus reichhaltig entfaltet sich, Fantasie und Gedanken befreiend, die Vision einer für alle rezipierbaren, Ideen stiftenden Kunst im Dialog mit der Zeit.
Thomas Friebel