Die Digitalisierung, die Globalisierung oder der demographische Wandel verändern die Art und Weise, wie wir künftig leben, lernen und arbeiten. Neue Zeiten erfordern neue Ideen. Daher erarbeitet die SPD-Bundestagsfraktion seit September 2015 unter dem Titel "Projekt Zukunft – #NeueGerechtigkeit" Antworten auf zentrale Zukunftsfragen – und das neben der täglichen Parlamentsarbeit. Bei ihrer Arbeit in sechs Projektgruppen setzen die SPD-Abgeordneten auf einen breit angelegten Dialog mit Fachleuten, Verbänden und Organisationen sowie Bürgerinnen und Bürgern. 

Da den jungen Generationen die Zukunft "gehört", sollen die Ansichten und Ideen junger Leute im Projekt besonders berücksichtigt werden. Deshalb hat die SPD-Fraktion zu Projektbeginn einen "Jungen Beirat" ins Leben gerufen (zur Facebook-Seite des Jungen Beirats). Im Rahmen eines "Jugendforums Zukunft" hatten zudem 100 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 18 und 25 Jahren die Gelegenheit, mit SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann, Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), der Parlamentarischen Fraktions-Geschäftsführerin Petra Ernstberger und den „Projekt Zukunft“-Leiterinnen und -Leitern über Deutschlands Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte zu diskutieren und ihre eigenen Lösungsansätze vorzustellen.

 

Zukunftsideen der „jungen“ Arbeitsgruppen

In einer Abschlussrunde am späten Nachmittag präsentierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Ergebnisse und erhielten noch einmal ein abschließendes Feedback von den projektleitenden SPD-Abgeordneten bzw. Projekt-Referenten. Hier ein kleiner Überblick:

#NeueZeiten: Studien belegen: 60 Prozent der jungen Eltern mit Kindern zwischen einem und drei Jahren wünschen sich, dass beide Partner im gleichen Umfang erwerbstätig sind und sich gemeinsam um Haushalt und Familie kümmern – aber nur 14 Prozent können derzeit diese partnerschaftliche Aufteilung tatsächlich realisieren. Im Mittelpunkt der Arbeitsgruppe #NeueZeiten stand daher die Frage nach möglichen Ursachen und politischen Einflussmöglichkeiten, damit junge Paare künftig ihre Lebenswünsche und ihre Lebenswirklichkeit besser in Einklang bringen können.

Den Jugendlichen war wichtig, dass sich „der Arbeitsmarkt den Menschen anpasst“. Sie identifizierten für sich drei strategische Ziele: eine familienfreundlichere Arbeitswelt und flexibleren Arbeitszeiten, das Aufbrechen klassischer Rollenbilder sowie die spezielle Stärkung alleinerziehender Eltern. Dafür müsse auf die Gleichwertigkeit von alternativen Familien- und Angehörigenbildern und auf ein moderneres Frauenbild hingewirkt werden, forderten die Teilnehmer.

Als denkbare konkrete Maßnahmen für mehr Zeitsouveränität schlugen sie u. a. eine balancierte Ausweitung von Home-Office-Möglichkeiten, Jobsharing-Modellen und Zeitkonten vor. Interessant fanden die jungen Erwachsenen das schwedische Modell, die tägliche Arbeitszeit auf sechs Stunden zu reduzieren oder einen zweitägigen Partnerurlaub nach Geburt des Kindes einzuführen (wie in den Niederlanden). Statt des Ehegatten-Splittings sprach sich die junge Arbeitsgruppe für ein „Familien-Splitting“ bzw. mehr steuerliche Begünstigungen für Familien aus.

Auch mehr Kinderbetreuung, ein vereinfachter Wiedereinstieg nach der Elternzeit und die Themen „Equal Pay“ und transparente Lohnpolitik in Betrieben standen bei den Jugendlichen auf der Wunschliste.

 

#NeueChancen: Unter dem Titel #NeueChancen beschäftigten sich die Teilnehmer mit der Frage, wie alle jungen Menschen die Möglichkeit zur Talententwicklung und zum „Aufstieg durch (Aus-)Bildung“ bekommen können. Konkret bekamen die Jugendlichen, die sich in dieser Gruppe engagierten die Frage, wie man die duale Ausbildung attraktiver machen könnte und wie sich die Zugangschance für bisher unterrepräsentierte Gruppen – wie z. B. gering qualifizierte Jugendliche – verbessern ließe.

Die „Jugendforum“-Teilnehmer sahen bei der Frage zwei strategische Stoßrichtungen: zum einen verbesserte Informationsarbeit zur beruflichen Bildung, Coaching sowie Förderprämien für Arbeitgeber, die Jugendliche anstellen, die bisher nur schwer einen Ausbildungsplatz bekommen; zum anderen mehr Personalschulungen und Maßnahmen im Bereich Inklusion – und das bereits ab der frühkindlichen Bildung in Kindertagesstätten.

 

#NeueErfolge: Welche Innovationen könnten künftig gesellschaftliche Bedürfnisse befriedigen, und welchen Beitrag kann Politik im Zusammenhang mit der Digitalisierung leisten, damit weniger junge Gründer und Kreative in die Metropolen abwandern? Den Jugendlichen, die diese Fragen in ihrer Arbeitsgruppe bearbeiteten, war vor allem eine Botschaft wichtig: "Lasst uns ländliche Räume nicht abschreiben!". Zur Förderung einer neuen Gründerzeit sprachen sie sich für eine "Kultur des Scheiterns" aus, in der es auch mehr als zwei, drei oder vier Chancen für das eigene Start-up geben müsse. Zudem diskutierten sie, inwieweit eine fehlende digitale Infrastruktur oder ein restriktiver Datenschutz die Entwicklung von innovativen Ideen hemme oder ob digitale Plattformen zur Vernetzung von ganzen Kommunen auch in Deutschland funktionieren könnten [nach dem Vorbild der "Apps for Democracy" (USA)].

 

#NeuesMiteinander: Deutschland ist ein Einwanderungsland und nimmt gerade viele Flüchtlinge auf. Zwei Drittel der Deutschen geht davon aus, dass sich unser Land dadurch stark verändern wird. Die Jugendlichen der entsprechenden Arbeitsgruppe setzten sich daher mit der Zukunftsfrage auseinander: Wie schaffen wir ein neues gesellschaftliches Miteinander und wie sollte Politik das unterstützen? Die junge Arbeitsgruppe beschrieb einen umfassenden Maßnahmenkatalog – von der Integration und Teilhabe im Bereich frühkindliche Bildung, Schule und Arbeitsmarkt bis hin zu europäischen Herausforderungen in der Asylpolitik. Konkrete Vorschläge waren zum Beispiel eine Prämie für Arbeitgeber, wenn sie ausländische Jugendliche einstellten, und das Anwerben von bereits hier lebenden Menschen mit Migrationshintergrund als „Mittler“ in der Kulturarbeit.

 

#NeuerZusammenhalt: Wie könnten auch ländliche Räume wieder attraktiver für junge Ausbildungs- und Hochschulabsolventen oder für junge Familien werden? Auf diese Frage hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des "Jugendforums Zukunft" vor allem drei Antworten: "entzerrter" Wohnungsbau in Ballungsgebieten, mehr politische Bildung und den gezielten Ausbau unter Nutzung von Synergieeffekten im Bereich Verkehrs-, Gesundheitsversorgung- und Bildungsinfrastruktur in ländlichen Gebieten. Besonderen Anklang fand der Vorschlag eines "3-Dörfer-Modells", in dem maximale Synergieeffekte genutzt werden.

 

#NeueLebensqualität: Bei der Frage "Was könnte die Politik so früh wie möglich präventiv tun, um allen Kindern die gleichen Chancen auf ein gesundes Leben zu ermöglichen?" legte die jeweilige Teilnehmergruppe einen besonderen Fokus Ernährung und Gesundheit sowie die frühkindliche soziale und motorische Förderung von Kindern aus eher bildungsfernen Milieus. Die Jugendlichen plädierten beispielsweise für die Subventionierung von gesunden und eine "steuerliche Sanktionierung" von schlechten Lebensmitteln, den Ausbau von Familienzentren, mehr Aufklärung/Präventionsarbeit im Kindesalter und die Stärkung der Vereinsinfrastruktur auf kommunaler Ebene.

 

Die SPD-Abgeordneten nahmen für sich einige "Prüfaufträge" mit in die Projektgruppenarbeit und boten den engagierten jungen Teilnehmern an, auch in den nächsten Monaten die Perspektive ihrer Generation mit einzubeziehen. 

Auch Sie können mitreden!