In Cancún sei jenseits von Zahlen z. B. durch Schilderungen von Teilnehmern aus dem Tschad, Bangladesh und Ländern Mittelamerikas deutlich worden, in welchem Ausmaß der Klimawandel dort stattfindet. So berichtete der stellv. umweltpoltische Sprecher der SPD-Fraktion, Frank Schwabe, der gemeinsam mit Mitgliedern des Umweltausschusses des Deutschen Bundestages vor Ort in Mexiko war. Er habe gesehen, dass sich viele Staaten weltweit unabhängig vom UN-Prozess den Herausforderungen des Klimawandels mit einer Politik stellen, die unheimlich dynamisch ist. Seine Sorge ist, dass Deutschland und die EU hinter Ländern wie China, Brasilien, Südkorea und Indien zurückbleiben, weil sich hier die Politik nicht weiter entwickelt. Cancún hätte die Klimaskeptiker in die Schranken verwiesen, das sei ein wichtiger Schritt, dem ein Nachfolge-Abkommen in Durban folgen müsse.
Die hohe Anerkennung, die Deutschland und Europa im Bereich der internationalen Klimapolitik zuteil werden, basiere auf der Klimapolitik der vergangenen 20 Jahre. Doch aktuell sei Deutschland nur noch Mittelmaß. Schwarz-Gelb sei in Bezug auf das für die EU anzustrebende C02-Minderungsziel von 30 Prozent bis 2020 uneins. Was angesichts dessen, dass in Cancún vereinbart wurde, dass die Industriestaaten ihren C02-Ausstoß um 25 bis 40 Prozent zurückfahren müssen, nicht einmal besonders ambitioniert sei. Auch reichten die Maßnahmen von Merkels Regierung nicht au,s um das 40-Prozent-Ziel Deutschlands zu erreichen. Zudem müsse Schwarz-Gelb die auf der Klimakonferenz in Kopenhagen 2009 zugesagten neuen und zusätzlichen Gelder für die Entwicklungländer auch zu 100 Prozent bereitstellen, anstatt durch Verrechnungen zu tricksen und nur 10 Prozent zu zahlen. In Durban werde abgerechnet.
Der umweltpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Matthias Miersch knüpfte daran an und verlangte von der Regierung anstatt Hochglanzbroschüren über Energieszenarien in 2050 zu drucken, endlich wieder konkrete Förderung von Kimaschutz durch erneuerbare Energien zu leisten. Der Wiedereinstieg in die Atomindustrie sei ein Widerspruch, der auch von der internationalen Staatengemeinschaft bemerkt werde. Umweltminister Röttgen erfahre keinen Rückhalt in der Koalition. So hätte, derweil dieser in Cancún war, die umweltpolitische Sprecherin der Union als Klimaskeptikerin die Arbeit des IPCC (Weltklimarat) kritisiert. Deshalb bot er Röttgen Unterstützung an, gemeinsam einen Entschließungsantrag in den Bundestag einzubringen, in dem der Bundestag das 30-Prozent-Ziel für die EU beschließt und ein Klimaschutzgesetz mit der notwendigen Evaluierung zu verabschieden sowie die Hilfen für die Entwicklungsländer im Haushalt zu verankern.
Als letzter Debattenredner der SPD-Fraktion zitierte ihr entwicklungspolitischer Sprecher den ehemaligen UN-Generalsekretär Kofi Annan, der am 14. Dezember 2010 im Entwicklungsauschuss gesagt hatte: “Ich möchte keine neuen Versprechen von Deutschland zur Bekämpfung der Armut und des Klimawandels, ich möchte die Einhaltung der bisher gegebenen Versprechen.”