Wer wie Minister de Maiziere zu hoch aufs Tempo drückt und Informationen nur unzureichend an die Betroffenen weiter gibt, braucht sich über fehlende Akzeptanz in der Truppe nicht zu wundern, mahnt Rainer Arnold. Dies zeigt auch der Bericht des Wehrbeauftragten: Die Soldaten sind in hohem Maße unzufrieden und verunsichert.
Niemanden kann verwundern, dass die Stimmung in der Bundeswehr schlecht ist. Soldaten, Beamte und zivile Angestellte der Bundeswehr erleben nach der abrupten Aussetzung der Wehrpflicht einen Reformprozess im Schweinsgalopp:
- Abbau bei Soldatinnen und Soldaten von derzeit 220.000 auf 175.000
- Reduzierung bei zivilen Angestellten von derzeit 76.000 auf künftig 55.000
- Schließung oder drastische Verkleinerung von 91 Standorten
- Geplante Auslagerung von bis zu 3.500 Dienstposten aus der zivilen Wehrverwaltung im Bundesministerium der Finanzen oder Bundesministerium des Inneren
- Unzureichende Informierung des Personals des Bundesministerium der Verteidigung über die geplanten Reformschritte.
Wie der aktuelle Bericht des Wehrbeauftragten zeigt, führt die Vielzahl der Veränderungen und das hohe Tempo der Reformschritte zu großer Verunsicherung innerhalb der Bundeswehr. Die schleichende Erhöhung der Stehzeiten im Auslandseinsatz von vier auf sechs Monate belastet die Soldaten und ihre Familien ohnehin schon, durch die geplanten Reformschritte wird dieser Druck noch steigen.
Daran ist der Minister selber schuld: Hätte er das Tempo aus seiner Reform genommen und den Rat der Militärischen Führung nicht aus seinem Haus verbannt, hätte es mehr Informationen und damit mehr Planungssicherheit für seine Schutzbefohlenen gegeben. Wer Informationen nur "Top Down" durchdrückt, kann nicht mit Akzeptanz bei den Betroffenen rechnen. Reformen aber - das zeigt die Vergangenheit nur allzu gut - können nur gelingen, wenn das betroffenen Personal auf dem Weg mitgenommen wird.
Was immer noch fehlt, ist ein Attraktivitätsprogramm für die Bundeswehr, um den Soldatenberuf im Hinblick auf die veränderte Demographie zukunftsfest zu machen. Verunsicherte Soldaten sind jedenfalls keine gute Werbung für die Gewinnung von Nachwuchs für die Truppe.