Ernst Dieter Rossmann, bildungspolitischer Sprecher:
Laut Zeitungsberichten schlagen Hochschulen und Arbeitgeber vor, verstärkt ausländische Studierende anzuwerben, weil sie vor allem in den MINT-Fächern einen Absolventenmangel erwarten. Sie fordern hierbei Unterstützung von Bund und Ländern. Wir streben bessere Studienbedingungen in Deutschland an. Jede und jeder Studierende muss erfolgreich studieren können. Darüber hinaus setzen wir uns für gute Bildung in ganz Europa ein, gerade auch in den Ländern Südeuropas. Dort stehen die Bildungs- und Wissenschaftssysteme massiv unter Druck. Hierfür müssen insbesondere auch die Strukturen vor Ort gestärkt werden.
„Im Rahmen eines Gesamtkonzeptes für die zukünftige Fachkräftesicheung und -gewinnung kann die verstärkte Anwerbung und erfolgreiche Qualifizierung ausländischer Studierender einen wichtigen Beitrag leisten. Hierzu muss die Willkommenskultur gegenüber ausländischen Studierenden gestärkt werden. Wir müssen hierzu gezielt Unterstützungsstrukturen aufbauen. Dazu zählen der bleibende Verzicht auf Studiengebühren genauso wie die Verbesserung der sozialen Bedingungen für ein erfolgreiches Studium durch Beratung, Begleitung, angemessenen Wohnraum etc. . Hohe Abbrecherzahlen in den MINT-Fächern sind nur ein Teil des Gesamtproblems, ein erfolgreiches Studium unter den besonderen Bedingungen eines Auslandsstudiums zu absolvieren. In die Konzepte zur guten Lehre an den Hochschulen, die von diesen auch mit Unterstützung des Bundes jetzt entwickelt und unterstützt werden, ist auch die besondere Lehr-, Lern- und Forschungssituation von ausländischen Studierenden, Doktoranden und Nachwuchswissenschaftlern aufzunehmen.
Danach muss dann auch die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt reibungslos und diskriminierungsfrei möglich sein. Nur so werden wir dem Fachkräftemangel vorbeugen können. Hohe Abbrecherzahlen von hoffnungsvoll nach Deutschland gekommenen Studierenden und geringe Integrationsquoten ausländischer Studierender in den deutschen Arbeitsmarkt müssen jedenfalls in beiderseitigem Interesse ein Ende haben.
Über diesen Brain-Gain hinaus ist und muss aber auch die Stärkung der Bildung in den Herkunftsländern der neu gewonnenen Fachkräfte ein gemeinsames Anliegen werden, das zu nachhaltigen deutschen Anstrengungen verpflichtet. Diese Verpflichtung richtet sich auf eine solidarische Politik für Bildung und Forschung in den süd- und osteuropäischen Ländern in Europa. Gleichermaßen gilt dies aber auch in Bezug auf den internationalen Brain-Drain aus Übersee. Hierzu muss die Bildungsförderung in Europa, von der beruflichen bis zur akademischen Ausbildung, ausgebaut werden. Es gehört zu gelebter Solidarität, Brain-Drain aus Südeuropa nach Deutschland nicht zum Alltag werden zu lassen. Hierzu sind zum Beispiel die Initiativen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und der Alexander von Humboldt-Stiftung, die wir in den diesjährigen Haushaltsberatungen weiterhin finanziell unterstützen wollen, wichtige Anknüpfungspunkte. Denn auch mit wenig Mitteln können hier wichtige Impulse gesetzt werden."