Vor dem Hintergrund der tiefen politischen Spaltung der ukrainischen Gesellschaft und der harten Wirtschaftskrise ist vor allem der friedliche Verlauf der ersten Runde der Präsidentenwahl zu begrüßen. Es ist völlig offen, ob der als Russland-freundlich geltende Viktor Janukovic, der mit 37 Prozent als Sieger aus der ersten Runde hervorging, in der zweiten Runde am 7. Februar 2010 den Sieg davontragen wird. Seine Konkurrentin, die amtierende Ministerpräsidentin Julia Timoschenko, vertritt das Lager der Orangenen Revolution, das aber bekanntlich tief gespalten ist. Entscheidend wird sein, welche Wahlempfehlung der Drittplatzierte, der Bankier und Ex-Wirtschaftsminister Sergej Tigipko, abgeben wird.

Das zukünftige Staatsoberhaupt steht vor großen Herausforderungen. Das Land steht vor dem Staatsbankrott, es ist jeden Monat offen, ob Kiew die Gasrechnungen an Russland begleichen kann. Die Menschen sind von der tiefen Wirtschaftkrise und der hohen Arbeitslosigkeit hart getroffen und sorgen sich um ihre Zukunft. Außenpolitisch muss die Ukraine einen Ausgleich mit Moskau finden, ohne die in den vergangenen Jahren vertieften Beziehungen mit der EU zu gefährden. Die EU muss sich im Rahmen der östlichen Partnerschaft dafür einsetzen, dass die Ukraine politisch, ökonomisch und sozial stabilisiert wird. Schließlich gilt es, die Einheit des ukrainischen Staates zu erhalten. Die Bundesregierung als Vertreterin des größten Mitgliedstaates muss sich für ein erfolgversprechendes Engagement der EU in der Ukraine einsetzen.