Der 9. November ist ein Tag der Erinnerung – ein Datum, das wie kaum ein anderes für die Widersprüche der deutschen Geschichte steht. Er erinnert an die Schrecken der Reichspogromnacht von 1938, an Hass, Gewalt und den Beginn der offenen Verfolgung jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger. Zugleich steht er für die Ausrufung der ersten deutschen Republik 1918 und den Mut und die Hoffnung der Menschen, die 1989 friedlich für Freiheit und Demokratie auf die Straße gingen.
Holger Mann, zuständiger Berichterstatter für Gedenkstätten:
„Am 9. November erinnern wir an die Opfer der nationalsozialistischen Gewalt und an die Verbrechen, die aus Ausgrenzung, Hass und Gleichgültigkeit erwuchsen. Dieser Tag mahnt uns, Verantwortung zu übernehmen – damit die Namen und Schicksale der Ermordeten nicht vergessen werden. Die Stolpersteine in unseren Straßen sind sichtbare Zeichen dieser Erinnerung: Sie halten die Erinnerung im Alltag lebendig und fordern uns auf, hinzusehen und Haltung zu zeigen – gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form von Menschenfeindlichkeit.“
Franziska Kersten, zuständige Berichterstatterin für die Aufarbeitung der SED-Diktatur und des kolonialen Erbes:
„Der 9. November ist auch der Tag des Mauerfalls. Dass der friedliche und erfolgreiche Kampf für Freiheit und Demokratie möglich ist, haben die mutigen Bürgerinnen und Bürger der DDR gezeigt. Sie haben dafür gesorgt, dass die darauffolgenden Verhandlungen zur Wiedervereinigung möglich wurden. Für diese Leistung haben sie unser aller Wertschätzung verdient. Für die Aufarbeitung der Transformationszeit der 90er Jahre steht unter anderem das neue Zukunftszentrum Deutsche Einheit und Europäische Transformation, das nun in Halle entstehen soll.”
Beide Abgeordnete ergänzen zur Modernisierung der Gedenkstättenkonzeption:
“Die Singularität des Holocaust sowie das SED-Unrecht sind weiter zentral für die deutsche Erinnerungskultur. Eine zeitgemäße und glaubwürdige Erinnerungskultur muss jedoch alle Kapitel unserer Geschichte in den Blick nehmen. Es ist an der Zeit, dass auch die Verbrechen und Folgen des Kolonialismus ihren Platz in den Gedenkstättenkonzeptionen der Bundesregierung finden.”