Frage: Seit Wochen suchen die Parteien nach einem neuen Bundespräsidenten. Warum stellt die SPD nicht einfach den in Umfragen beliebtesten Politiker, Außenminister Steinmeier, auf?

Oppermann: Die SPD hat leider keine eigene Mehrheit. Frank-Walter Steinmeier wäre ohne Zweifel ein hervorragender Kandidat. Aber bevor wir uns festlegen, werden wir die Lage gründlich sondieren.

Frage: ...dabei sind Sie schon in der zweiten Reihe angekommen. Ist dieses Geschacher nicht des Amtes unwürdig?

Oppermann: Es gibt kein Geschacher, sondern sehr ernsthafte Gespräche. Wir suchen nicht nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner, sondern nach dem besten Kandidaten. Am liebsten übrigens eine Frau!  Wenn das gemeinsam mit den anderen Parteien nicht funktioniert, dann geht jeder mit einem eigenen Bewerber ins Rennen. Die SPD ist jederzeit in der Lage, eine Persönlichkeit aufzustellen, die im In- und Ausland hohes Ansehen geniesst...

Frage: Was ist derzeit wahrscheinlicher: Ein gemeinsamer Kandidat oder eine Kampfabstimmung?

Oppermann: Ich schätze Fifty-Fifty.

Frage: Sie haben sich dafür ausgesprochen, nach der Bundestagswahl ein rot-rot-grünes Bündnis anzustreben. Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit das klappt?

Oppermann: Ich habe immer gesagt, wir werden nicht mit einer Koalitionsaussage in den Wahlkampf gehen. Das heißt auch, dass wir mit jeder demokratischen Partei Gespräche führen werden. Dabei muss klar sein: Deutschland ist und bleibt ein verlässlicher Partner in der EU und in der Nato. Ohne wenn und aber. Über alles andere lässt sich reden.

Frage: Mal im Ernst: Frank-Walter Steinmeier und Sarah Wagenknecht gemeinsam auf der Regierungsbank – können Sie sich das wirklich vorstellen?

Oppermann: Puh, eine interessante Vorstellung. Aber davon sind wir noch sehr weit entfernt.

Frage: Die SPD paktiert mit den Linken, die Union mit der AfD - ist das die politische Zukunft?

Oppermann: Das glaube ich nicht. Das würde die Union nicht durchstehen, weil sie damit ihre eigene Identität in Frage stellen würde. Weite Teile der AfD verachten unsere Demokratie und unsere christlich geprägte Werteordnung. Eine Koalition mit der AfD  wäre das Ende von CDU und CSU als christdemokratische Parteien.

Frage: Nach Lage der Dinge wird der nächste Bundestag durch Überhangmandate deutlich größer als der jetzige. Muss das wirklich sein?

Oppermann: Wie groß der Bundestag 2017 sein wird, weiß nur der liebe Gott. Wir haben versucht, gemeinsam mit den anderen Fraktionen eine Grenze nach oben zu finden. Das hat leider nicht geklappt - und jetzt ist es zu spät dafür. Daher sollten wir gleich nach der Bundestagswahl einen neuen Anlauf nehmen: Eine Obergrenze für die Zahl der Bundestagsmandate einführen und die Legislaturperiode auf fünf Jahre verlängern.

Frage: Bis zum 21. November wird Angela Merkel erklären, ob sie zur Bundestagswahl 2017 noch einmal antritt. Wann wird sich die SPD erklären?

Oppermann: Wir bleiben dabei: Anfang nächsten Jahres - oder etwas früher. Natürlich ist uns klar, dass sich die Nominierung nicht beliebig lange hinauszögern lässt. Auch wenn Angela Merkel vorlegt - der SPD-Vorsitzende entscheidet selbst, wann er sich äußert.

Frage: Wäre EU-Parlamentspräsident Martin Schulz als Kanzlerkandidat eine Alternative zu Sigmar Gabriel?

Oppermann: Schulz hat gute Chancen, auch im nächsten Jahr Parlamentspräsident zu bleiben. Schulz ist der Beste für diesen Job, und ein alternativer Kandidat ist nicht in Sicht.