Die ersten 100 Tage von Dirk Niebel im Amt des Entwicklungsministers sind für die deutsche Entwicklungspolitik 100 verlorene Tage. Die Fußstapfen, die seine Vorgängerin Heidemarie Wieczorek-Zeul hinterlassen hat, sind für Herrn Niebel eindeutig zu groß. Innerhalb kürzester Zeit hat er das Kunststück fertig gebracht, internationale Zusagen Deutschlands zur Steigerung der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit zu brechen, die erfolgreiche, unabhängige Arbeit deutscher Hilfsorganisation in Afghanistan infrage zu stellen und das deutsche Entwicklungsministerium von einem eigenständigen Haus zu einer Unterabteilung "Deutsche Außenwirtschaftsförderung" von Auswärtigem Amt und Bundeswirtschaftsministerium herunter zu wirtschaften. Die Bilanz ist verheerend. Dirk Niebel war nicht in der Lage, in den Haushaltsverhandlungen die zugesagten 0,51 Prozent des deutschen Bruttonationaleinkommens für öffentliche Entwicklungszusammenarbeit in 2010 durchzusetzen. Stattdessen hat er nur ein Zehntel der Steigerungen veranschlagt, die in den vergangenen Jahren von seiner Vorgängerin erzielt werden konnten. Er hat sich wie der Elefant im Porzellanladen bewegt, als er die in Afghanistan tätigen deutschen Hilfsorganisationen gezwungen hat, mit der Bundeswehr zusammen zu arbeiten oder ihnen anderenfalls die Mittel streichen wollte. So kann man mit langjährigen und erfahrenen Entwicklungskräften, die gerade durch ihre Unabhängigkeit gute Arbeit vor Ort leisten können, nicht umgehen.
Dirk Niebel, der das Entwicklungsministerium vor der Wahl ja bekanntlich hatte abschaffen wollen, hat in seinen ersten 100 Tagen deutlich gemacht, dass ihm die Kernaufgaben der Entwicklungspolitik nicht viel bedeuten. Ihm sind die Interessen der deutschen Wirtschaft weitaus wichtiger, an diesen Interessen will und wird er sein Handeln als Entwicklungsminister ausrichten. Für eine erfolgreiche Entwicklungszusammenarbeit braucht man Menschen mit Visionen und Ideen, Menschen, die sich im Kampf gegen Hunger und Armut in der Welt engagieren wollen. Dirk Niebel, dass zeigen seine ersten 100 Tage als Minister, gehört nicht dazu.