Das Ziel des Kreativpaktes: Gemeinsam das Potenzial der Kreativwirtschaft weiterentwickeln. Die in der Kreativwirtschaft Beschäftigten müssen verlässlich sozial abgesichert sein und die Rahmenbedingungen kreativer Arbeit – vom Urheberrecht über die Netz- und Bildungspolitik bis zur Kultur- und Wirtschaftsförderung – müssen verbessert werden. Kurz gesagt: reboot Arbeit, update Urheberrecht, bildet soziale Netzwerke!
Das ist der Titel einer umfassenden Broschüre der SPD-Bundestagsfraktion zum Kreativpakt. SPD-Fachpolitiker haben sich regelmäßig ausgetauscht, wissenschaftliche Studien ausgewertet, Praktiker und Betroffene befragt, Workshops durchgeführt und Thesen auf der adhocracy-Plattform debattiert. In der Broschüre sind einige zentrale Ergebnisse für den weiteren Dialog festgehalten:
- Urheberrecht: Vergüten statt verbieten
Die reale Nutzung des Netzes muss zur legalen Nutzung werden. Dabei gilt es, eine angemessene Vergütung zu gewährleisten. Wir brauchen ein modernes Urheberrecht, das Kreative und Urheber stärkt, ihnen faire Einkommen ermöglicht und das Recht mit neuen digitalen Nutzungspraktiken in Einklang bringt. Die damit verbundenen Chancen für kulturelle Teilhabe und Vermittlung, Demokratie, aber auch für die Vermarktung und Verbreitung kultureller Angebote wollen wir fördern.
- Soziale Sicherung: Springen können, sicher fallen
Es ist Zeit, die soziale Sicherung endlich der neuen kreativen und digitalen Arbeitswelt anzupassen. Wir müssen berücksichtigen, dass sich die Kreativwirtschaft überwiegend in Form von Soloselbständigkeit organisiert. Deshalb wollen wir die Künstlersozialversicherung modernisieren und erweitern. Auch die allgemeinen Sozialversicherungssysteme gilt es anzupassen. Grundlage jeder sozialen Sicherung sind faire und stabile Einkommen.
- Kulturförderung: Wettbewerb der Ideen statt starrer Strukturen
Die Förderung von Kunst und Kultur muss sich an den Bedürfnissen der Kultur- und Kreativschaffenden orientieren. Statt „einmal gefördert, immer gefördert“ brauchen wir ein System, das Experimente zulässt, die Avantgarde befördert und Anreize für Neues schafft. Die öffentliche Kulturförderung muss soziale Mindeststandards und -honorare beachten.
- Wirtschaftsförderung: Kreativität ist der Rohstoff des 21. Jahrhunderts
Kreative und künstlerische Arbeit bildet die Grundlage für ökonomischen Fortschritt und jede gesellschaftliche Innovation. Wir wollen den Innovationsbegriff öffnen. Die Kreativwirtschaft ist eine eigene Wirtschaftsform und Zukunftsbranche. Sie ist mit ihrem hohen wirtschaftlichen Potenzial mindestens so zu fördern wie die klassischen Industrien. Vor allem die Existenzgründungsförderung muss auf die Bedürfnisse von Kreativen zugeschnitten werden.
- Bildungspolitik: Kompetenzen neu denken und fördern
Bildung und Weiterbildung müssen den neuen, von der Kreativwirtschaft aufgezeigten Anforderungen der Arbeitswelt gerecht werden. In der Lehrer- und
Erzieherausbildung muss deshalb die kulturelle Bildung stärker verankert werden. Der Umgang mit neuen Medien ist genauso wichtig wie Lesen und Schreiben und muss Querschnittsfach sein. Bildung muss Kreativität heben, zur selbstständigen Arbeit befähigen und Entrepreneurship anregen.
- Netzpolitik: Internet ist ein Grundrecht unserer digitalen Gesellschaft
Der schnelle Zugang zum Internet muss für alle und überall möglich sein. Dies bedeutet ein öffentliches WLAN in öffentlichen Räumen. Eine gesetzlich verankerte Netzneutralität und die Diskriminierungsfreiheit der Infrastrukturen und Inhalte muss die Grundlage für ein freies und innovationsfreundliches Internet sein. Informationen müssen für alle zugänglich sein.
Die Broschüre lässt sich hier downloaden.
Und hier kann man sie bestellen.
Die Kreativwirtschaft ist zu einer entscheidenden wirtschaftlichen Größe und zum Impulsgeber für gesellschaftliche Erneuerung geworden. Sie ist ein wichtiger Beschäftigungs- und Wachstumstreiber. Buchmarkt, Musikwirtschaft, Film, Rundfunk und Bühne, bildende Kunst, Architektur und (Mode-)Design sowie die Software- und Games-Branchen und die Werbewirtschaft beschäftigen in Deutschland rund 1 Million Menschen und erzielen jährlich einen Umsatz von rund 137 Milliarden Euro. Ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt liegt damit bereits deutlich vor zum Beispiel der Chemiebranche.
Die Kreativwirtschaft macht zukünftige Entwicklungen in Arbeitswelt, Wirtschaft, Bildung und Gesellschaft schon heute wie ein Vergrößerungsglas sichtbar. Sie ist gleichzeitig Zukunftslabor und Avantgarde.
Kreativität ist der Rohstoff des 21. Jahrhunderts. Er muss gefördert werden.
Vgl. auch www.kreativpakt.org.