Egal, wo man hinkam, der Schraps war schon da. So hat es ausgerechnet ein FDP-Mann beschrieben, der mit Johannes Schraps um den Wahlkreis 46 mit Hameln-Pyrmont, Holzminden, Uslar und Bodenfelde bei der Bundestagswahl 2017 konkurrierte.

Und es stimmt ja: Schraps war unermüdlich dabei. Jede Minute habe er genutzt, um mit den Menschen im Wahlkampf ins Gespräch zu kommen. Offenheit sei sein Prinzip gewesen, sagt Schraps, sich nicht bei Veranstaltungen aufs Podium setzen, sondern an den Tisch zu den Leuten.

Seine zweite Säule im Wahlkampf seien die sozialen Netzwerke gewesen, Facebook und Instagram. „Da war ich schon dauerpräsent“. Und es zahlte sich aus: 39,1 Prozent der Erststimmen holte der 34-Jährige, der nun das Weserbergland in den kommenden Jahren als direkt gewählter Abgeordneter im Bundestag vertritt.

Das ist auch deshalb ein Erfolg, weil sich mit ihm ein Generationenwechsel im Wahlkreis vollzog. Seine Vorgängerin Gabriele Lösekrug-Möller, die nicht wieder kandidierte, war eine große Hilfe, den Wechsel „in Harmonie“ zu gestalten.

Von Brüssel nach Berlin

Johannes Schraps hat bereits Erfahrungen im politischen Geschäft. Nach einem Erasmusstudium in Schweden arbeitete er als parlamentarischer Assistent des Abgeordneten Hans-Peter Martin aus Österreich. Vom EU-Parlament wechselte er zum Bundestag ins Büro des SPD-Abgeordneten Achim Barchmann.

Schraps: "Es war eigentlich nie mein Plan, mich um ein politisches Mandat auf Bundesebene zu bewerben." Aber durch die jahrelange parlamentarische Arbeit in Brüssel und Berlin habe er viele Erfahrungen gesammelt, die er in seiner Heimatregion einbringen konnte - das sei die Grundlage für das Vertrauen gewesen, das man ihm als Kandidat entgegen gebracht habe. "Das möchte ich natürlich ein Stück weit zurückgeben." Es sei ihm auch um seine eigenen moralischen Ansprüche gegangen.

Seine Schwerpunktthemen sieht Schraps in der Europa- und Finanzpolitik. „Ich will vor allem die Steuerflucht und Steuerdumping bekämpfen“, kündigt er an – die internationale politische Erfahrung dazu bringt er mit.

Alexander Linden