Bei ihren Wahlkampfaktivitäten ging es Schüle nicht darum, billige Give-Aways zu verteilen, sondern sie wollte mit "humorvollen Ideen ins Gespräch mit den Leuten vor Ort" kommen. Dabei halfen ihr der Taschenspiegel mit der Aufschrift 'Schau mal, wer Manja wählt' oder die Aktion 'Morgenbrot' bei der sie zum Beispiel mit selbstgekochter Marmelade und Brötchen zur Frühstückspause von Erzieherinnen in die Kita kommt, um ihnen zuzuhören.
Ein weiteres Highlight war eine Art Guerilla-Aktion, bei der Schüle und ihr Team in Parks spontan Grillzangen mit der Aufschrift „Damit es nicht zu schwarz wird“ verteilten. Und weil ihre Freunde oft Nachbarn zum Grillen einluden, kamen die Kandidatin und ihre potenziellen Wählerinnen und Wähler einfach mal so ins Quatschen. Natürlich ist Manja Schüle auch in sozialen Netzwerken wie Facebook, twitter und Instagram präsent, vor allem um junge Wählerinnen und Wähler zu erreichen.
Zugang zu den Alltagsproblemen der Menschen zählt
„Für mich zählt die Graswurzelarbeit vor Ort. Ich gehe überall hin, auch dahin, wo es wehtut“, berichtet Schüle. Der Zugang zu den Alltagsproblemen der Menschen ist ihr wichtig. Als Mutter eines kleinen Sohnes weiß sie, was es heißt, morgens auf dem Weg zur Kita im Stau zu stehen oder wie es um den Personalschlüssel in Brandenburger Kitas bestellt ist. Schüle ist keine, die alles versprechen will. Sie gibt offen zu, wenn sie etwas nicht weiß und sich erst schlau machen muss. Und sie sagt, wenn sich etwas nicht umsetzen lässt. „Manja Schüle versucht es ohne große Klappe“ – so titelte die Märkische Allgemeine Zeitung im Wahlkampfsommer 2017.
Nach der Wahl lud Schüle Schulen, Sport- und Kleintierzuchtvereine, Feuerwehren und andere Organisationen nach Berlin in den Bundestag ein. Ihr Motto: „Der Bundestag ist die Herzkammer der Politik in Deutschland und euer Haus – erschließt es euch mit mir zusammen.“ Schüle wünscht sich, dass die Menschen mehr darüber reflektieren, was ihr eigenes Verhalten für Folgen hat, zum Beispiel durch immer weiter ausgedehnte Ladenöffnungszeiten: „Die Freiheit, die wir uns nehmen, um bis 22 Uhr einkaufen gehen zu können, bedeutet, dass es Menschen geben muss, die dafür an der Kasse stehen".
Schüle wuchs zusammen mit ihrer Schwester in einem Plattenbau in Frankfurt (Oder) bei ihrer alleinerziehenden Mutter auf. Später studiert sie in Potsdam Politikwissenschaften und promoviert. Die politische Arbeit lernt sie von der Pike auf, unter anderem als Stadtverordnete. Bevor sie Bundestagsabgeordnete wurde, arbeitete sie als Büroleiterin eines Brandenburger Ministers.
Anja Linnekugel