Der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich, hat das Ergebnis der SPD bei den Bundestagswahlen als "grandios" bezeichnet. "Etwas, was uns vor zwei Jahren niemand zugetraut hätte: Die SPD ist wieder da. Wir haben unsere Würde und unseren Stolz zurückerkämpft", sagte Mützenich dem Fernsehsender "Phoenix" am Sonntagabend. Der Grund für die starken Zuwächse der SPD ist für den Fraktionsvorsitzenden eindeutig: "Dass wir uns sehr früh für Olaf Scholz entschieden haben, einen Kandidaten, der die Menschen überzeugt, der mit Kompetenz und letztlich Erfahrung das Kanzleramt nicht als Übungsraum begreift, sondern vom ersten Tag Entscheidungen wird treffen können."
Mützenich kritisierte CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet für seine Aussage, dass er eine Regierung anführen wolle. "Ich frage mich wirklich, woher Herr Laschet die Legitimation bekommen will, bei diesem Absturz, den CDU/CSU mitzuverantworten haben, eine Regierungsbildung zu schaffen."
Die SPD hat die Bundestagswahl nach dem vorläufigen Ergebnis gewonnen. Erstmals seit mehreren Jahren legte sie laut dem Bundeswahlleiter wieder zu und kam auf 25,7 Prozent. Die CDU/CSU stürzte dagegen nach 16 Jahren Regierungszeit von Kanzlerin Angela Merkel mit 24,1 Prozent auf ein Rekordtief. Die Grünen errangen mit 14,8 Prozent das beste Ergebnis ihrer Geschichte und wurden drittstärkste Kraft. Die FDP verbesserte sich auf 11,5 Prozent. Die AfD rutschte mit 10,3 Prozent vom dritten auf den fünften Rang. Die Linke stürzte auf 4,9 Prozent. Weil sie drei Direktmandate erringt, zieht sie trotzdem in Fraktionsstärke in den Bundestag ein.
Die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag ändern sich damit erheblich. Die Sitzverteilung sieht so aus: SPD 206 (2017: 153), CDU/CSU 196 (2017: 246), Grüne 118 (67), FDP 92 (80), AfD 83 (94), Linke 39 (69). Der Südschleswigsche Wählerverband, als Partei der dänischen Minderheit von der Fünf-Prozent-Hürde befreit, zieht mit einem Abgeordneten in den Bundestag ein.
Olaf Scholz sieht einen klaren Auftrag für die SPD. Viele Wähler hätten deutlich gemacht, dass sie einen "Wechsel in der Regierung" wollten und der nächste Kanzler Olaf Scholz heißen solle, sagte er am Sonntagabend nach der Veröffentlichung der ersten Hochrechnungen. Und mit Blick auf die Union: Einige Parteien hätten Zuwächse erzielt - andere nicht. "Auch das ist eine Botschaft."
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz will mit Grünen und FDP eine "sozial-ökologisch-liberale Koalition" bilden. Das kündigte er am Montag nach Präsidiumsberatungen an. Er wolle nun mit beiden Parteien ins Gespräch kommen, um so schnell wie möglich eine Regierung zu bilden.