„In der entscheidenden Krisenstabssitzung am 13. August 2021, also keine 48 Stunden vor dem Fall Kabuls, verteidigte Frau Uslar-Gleichen bis zuletzt die falsche Einschätzung, dass eine militärische Einnahme Kabuls durch die Taliban vor dem 11. September 2021 unwahrscheinlich sei. Aus den bisherigen Vernehmungen ergibt sich damit das sehr deutliche Bild, dass von Seiten des BND Fehler bei der Lagebeurteilung nicht eingestanden werden. Zwar wurde im Nachhinein eine Innenrevision durchgeführt, eine wirkliche tiefgehende Fehlerkultur ist dabei jedoch nicht erkennbar. Die Tatsache, dass sich die Schlinge um Kabul immer weiter zuzog und trotz sehr deutlicher Hinweise auf einen möglichen schnellen Zusammenbruch, auch von Seiten des Auswärtigen Amts, keine Anpassung der Lagebeurteilung vorgenommen wurde, wirft die Frage auf, inwieweit der BND einen Teil der Verantwortung für die verzögerte Evakuierung von Personal und Ortskräften zu übernehmen hat.“
Statement von Jörg Nürnberger
Fehlerkultur bei BND nicht klar erkennbar
Im 1. Untersuchungsausschuss Afghanistan sind am Donnerstag der BND-Chef Bruno Kahl und die damalige BND-Vizechefin Tania von Uslar-Gleichen als Zeugen geladen.