Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, bietet wieder nur Stückwerk anstatt einer kohärenten Integrationspolitik. Ihre neueste Forderung: Türkischstämmige Kinder in den Kindergarten. Ja, Kinder in die Kitas ist eine gute Idee. Aber grundsätzlich sollte es für alle Kinder in unserem Land einen Kita-Platz geben. Das ist längst nicht erreicht und die Bundesregierung wird sehenden Auges auch das Ziel, gemeinsam mit den Bundesländern bis 2013 für 35 Prozent der Kinder einen Kita-Platz bereitzustellen, verfehlen. Und was ist mit allen anderen Kindern, zum Beispiel deutschstämmigen mit Sprachproblemen? Sie alle gehen in Böhmers neuen Forderung komplett unter. Ist die ethnische Herkunft demnächst ein Prioritätskriterium?
Böhmers direkte Schlussfolgerung, dass Kinder mit Migrationshintergrund später die Schule abbrechen, weil sie zuvor nicht einen Kindergarten besucht haben, ist eine unzulässige Verallgemeinerung. Sie führt nur dazu, dass sich alle Bürgerinnen und Bürger mit Migrationshintergrund noch stärker diskriminiert fühlen - insbesondere die Türkischstämmigen, die in den fragmentarischen Fokus von Frau Böhmer geraten sind - wohl auch nur zufällig, weil sie gerade mit einem türkischen Minister im Gespräch war. Die ethnische Herkunft allein kann doch wohl kaum der Grund für den späteren Schulabbruch eines Kindes sein. Inzwischen gibt es genug wissenschaftliche Bücher und Expertisen, die eben dies belegen. Pisa zeigt außerdem, dass Kinder, die erst in späteren Jahren in unser Bildungssystem geraten, häufiger Erfolg haben als diejenigen, die schon in Deutschland eingeschult werden. Sollte man sich nicht auch darüber Gedanken machen?
Solange Frau Böhmer sich immer nur Bruchstücke heraussucht und auf eine migrantische Gruppe zielt, kann daraus keine gute Integrationspolitik werden.