Wenn EZB-Präsident Trichet Deutschland vorwirft, im Jahr 2005 den Europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt aufgeweicht zu haben, dann wird das auch aus seinem Mund nicht richtiger.
Trichet, der es eigentlich besser wissen müsste, beteiligt sich damit an der entsprechenden Legendenbildung, die die Merkel-Koalition derzeit in ihrer Not in der innenpolitischen Auseinandersetzung hier in Deutschland versucht.
Die damalige Bundesregierung Gerhard Schröder hat im Gegenteil sehr klug gehandelt, als sie 2005 zusammen mit den europäischen Partnern den Europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt modifiziert hat. Erst dadurch war es für die Staaten der Eurozone möglich, in der Wirtschafts- und Finanzkrise die großen Stabilisierungspakete zu schnüren, die notwendig waren, um die Krise nicht noch tiefer werden zu lassen. Außerdem lieferte die Modifikation des Paktes die Blaupause für die neue Schuldenregel in Deutschland, die jetzt allgemein als Vorbild für entsprechende Bestrebungen in den anderen europäischen Staaten angesehen wird.
Der EZB-Präsident hat sich hier in der Sache verirrt und sollte sich aus innenpolitischen Auseinandersetzungen in Deutschland heraushalten.