Herr Oppermann, wie haben Sie als Fußballfan reagiert, als Sie vom Rückzug Sepp Blatters hörten?

Das war wie ein verwandelter Elfmeter in der 92. Minute, der uns die Verlängerung erspart hat. Ich war erleichtert. Endlich gibt es die Chance auf einen echten Neuanfang. Wenn Blatter noch weitere vier Jahre Präsident geblieben wäre, hätte es keine Chance gegeben, die FIFA vom korrupten Selbstbedienungsladen wieder zu einem Fußballverband zu entwicklen. Seine Wiederwahl war das falsche Signal insbesondere für die von Korruption bedrohten Entwicklungs- und Schwellenländer.

Noch ist Blatter ja im Amt. Sind Sie sicher, dass die Dinge bei der Fifa in den nächsten Monaten in die richtige Richtung laufen?

Jetzt müssen sich alle, die an den Schalthebeln der FIFA sitzen, für echte Reformen einsetzen. Es muss sichergestellt werden, dass sich die alten Strukturen nicht fortsetzen. Die neue Zeit der FIFA muss sofort beginnen und nicht erst in ein paar Monaten.

Die Fifa basiert auf der strikten Trennung des Sports von der Politik. Ist das noch zeitgemäß? Was muss passieren?

Fußball hat eine enorm hohe gesellschaftliche Bedeutung. Es wäre weltfremd, darin nicht auch eine politische Dimension zu sehen. Aber ich halte wenig davon, Sport als politisches Druckmittel einzusetzen. Der internationale Sport, also auch Fußball, muss aber auch der Völkerverständigung dienen und die Menschen im positiven Sinne zusammenbringen. Weltweite Sport-Institutionen wir die FIFA sind äußerst mächtig. Deswegen brauchen wir für sie klare internationale Standards und Regeln.

Wie beurteilen Sie die Rolle des DFB?

Er ist der größte Verband innerhalb der FIFA. Damit fällt ihm auch eine wichtige Rolle bei der Neuaufstellung der FIFA zu. Dieser Verantwortung muss der DFB gerecht werden. Manchmal habe ich den Eindruck, dass sich der DFB seiner gesellschaftlichen und damit politischen Möglichkeiten zu wenig bewusst ist.

Müssen die WM in Russland und Katar neu vergeben werden?

Die Umstände der WM-Vergabe nach Russland und Katar müssen zügig, umfassend und vor allem unabhängig untersucht werden. Wenn hier manipuliert wurde, muss das Verfahren wiederholt werden.